Wer im Rentenalter ist, braucht nicht immer eine barrierefreie Wohnung oder gar Pflege. Aber man legt häufig mehr Wert auf eine gute Nachbarschaft, gerade wenn man alleinstehend ist. Gemeinschaftliches und dennoch unabhängiges Wohnen bietet das „Wohn!Aktiv-Haus“ in der Zobeltitzstraße 117.
„Wir sind doch kein Altenheim“, meinten die Bewohner empört, als ihnen kürzlich eine Gruppe von Studenten Hilfsdienste anbieten wollte. In „Berlins größter Wohngemeinschaft“, wie die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewobag ihr Modellprojekt in Reinickendorf nennt, leben Menschen, die ihr Leben aktiv gestalten möchten – und das am liebsten mit Gleichgesinnten. 150 Wohnungen gibt es in dem 1960er-Jahre-Bau, der 2015 umfassend saniert und umgebaut wurde. Etwa zwei Drittel der ursprünglichen Mieter blieben in ihren Umsetzwohnungen, so dass das Haus mit Bewohnern der Zielgruppe 60 plus belegt werden konnte. Jeder hat seine eigene Wohnung – es sind fast ausschließlich winzige Single-Apartments. Darüber hinaus gibt es jede Menge Raum für Begegnungen und sogar eine fest angestellte Gemeinschaftskoordinatorin.
Im Erdgeschoss ist ein großer Aufenthaltsraum mit Küche entstanden. Hier finden oft Kochabende statt. Es gibt eine geräumige Gemeinschaftsterrasse, einen Garten mit Hochbeeten und ein Wohnzimmer, wo sich beispielsweise die Kunstgruppe trifft. Bei der Sanierung wurde viel Wert darauf gelegt, Licht und Farbe ins Haus zu bringen.
„Ich will hier nicht mehr ausziehen“, sagt ein älterer Herr. „Der Platz reicht doch, man muss eben Ballast abwerfen“, meint er auf die Frage, ob man in den knapp 28 Quadratmeter großen Apartments mit Küchenzeile nicht arg beengt wohnt. „Hier ist man nicht alleine, man kann sich jederzeit verabreden, um zum Beispiel ins Museum oder in eine Ausstellung zu gehen“, meint eine Bewohnerin. In einer Trennungssituation hatte sie nach einer kleinen Wohnung gesucht. Den Einzug hat sie nicht bereut, auch wenn sie derzeit aus gesundheitlichen Gründen nicht so häufig an gemeinsamen Unternehmungen teilnimmt. 400 Euro warm kosten die barrierearmen Wohnungen, eine Pauschale für die Nutzung der Gemeinschaftsflächen ist da schon eingerechnet. Auch eine Gästewohnung für Besuch steht zur Verfügung. Eine Etage ist an eine Pflegestation vermietet.
Die Erfahrungen mit diesem Modellprojekt seien so ermutigend, dass man weitere „Wohn!Aktiv-Häuser“ einrichten will, heißt es bei der Gewobag.
Birgit Leiß
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29.10.2018