Einküchenhäuser gehören zu den radikalsten – und wohl auch kurzlebigsten – Experimenten, die der Reformwohnungsbau hervorgebracht hat. Die Kernidee: Um berufstätige Frauen entlasten.
So wurden die reproduktiven Tätigkeiten, also Kochen, Waschen und Putzen ausgelagert und für die gesamte Bewohnerschaft von bezahlten Kräften erledigt. Mittelpunkt jedes Hauses war die Zentralküche und der Speisesaal, außerdem gab es gemeinschaftlich genutzte Flächen wie Bibliotheken und Dachterrassen. Das 1901 von der Sozialdemokratin und Frauenrechtlerin Lily Braun entworfene Modell wurde unter anderem in Berlin, Kopenhagen und Wien umgesetzt. Um die in der österreichischen Hauptstadt gebauten zwei Einküchenhäuser geht es in einem spannenden Podcast. Das 1911 eröffnete Haus für alleinstehende Frauen steht heute nicht mehr, aber der sogenannte Heimhof, der sich an berufstätige Paare richtete, kann bei Stadtführungen besichtigt werden – auch wenn er heute anders genutzt wird. Im Gespräch mit drei Forscherinnen des Vereins Einküchenhaus lotet das 30-minütige Feature auch die aktuelle Relevanz dieses emanzipatorischen Wohnmodells aus. Die drei Wissenschaftlerinnen sind überzeugt: Es ist zeitgemäßer denn je.
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Radio dérive: Eine Küche für alle. Emanzipatorisches Wohnen im Wiener Einküchenhaus Heimhof:
https://derive.at/radio/
Website des Forschungskollektivs:
www.einkuechenhaus.com
27.10.2022