Die Bewohner des ehemals besetzten Hauses Scharnweberstraße 29 in Friedrichshain fühlen sich übergangen. Ihr Wunsch nach einer gemeinschaftlichen Wohnform wird in den Modernisierungsplänen des Eigentümers ignoriert – und das, obwohl die Sanierung mit dem Programm „Soziale Stadterneuerung“ gefördert wird und dabei ein Einvernehmen mit den Mietern Voraussetzung ist.
Die Modernisierungsankündigung, die die Mieter der Scharnweberstraße 29 im Sommer erhielten, sehen Grundrissänderungen vor, die das bisherige gemeinschaftliche Wohnen unmöglich machen. Die Aufteilung des Hauses in abgeschlossene Zweieinhalbzimmerwohnungen mit Miniküche und Minibad lassen keinen Raum mehr für ein Leben als Hausgemeinschaft. Die im Verein „scharnwebers e.V.“ zusammengeschlossenen Mieter lehnen das Vorhaben daher ab. Die Eigentümerin „Siganadia Grundbesitz GmbH & Co KG“ hat angekündigt, die Zustimmung der Mieter durch Duldungsklagen zu erzwingen.
Die Siganadia hat das 1990 besetzte Haus im Jahr 2001 von der Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshain gekauft. Siganadia gehört zur Unternehmensgruppe Padovicz (UP), die in Friedrichshain viele Häuser gekauft und mit stattlichen Fördermitteln des Landes Berlin saniert hat.
Im Jahr 2003 gab es lange Verhandlungen zwischen Eigentümer und Bewohnern, in denen schon ein Kompromiss gefunden schien, mit dem beide Seiten leben können. Doch die Gespräche führten zu keiner Vereinbarung. Auf Bitten der Bewohner wird nun der Friedrichshain-Kreuzberger Baustadtrat Franz Schulz zu einem Runden Tisch einladen, an dem Vertreter des Senats, des Bezirks, der Mieterberatung ASUM, der Bewohner und des Eigentümers eine außergerichtliche Einigung finden wollen.
Die UP hat sich gegenüber dem MieterMagazin nicht zu dem Fall geäußert.
Jens Sethmann
MieterMagazin 12/05
Ein runder Tisch soll für einen Kompromiss sorgen: Scharnweberstraße 29
Foto: Jens Sethmann
01.01.2018