Strom und Wärme aus dem eigenen Keller – Mini-Blockheizkraftwerke (Mini-BHKW) machen es möglich. In einigen Berliner Mehrfamilienhäusern werden sie schon seit Jahren genutzt und bescheren den Mietern niedrige Betriebskosten.
Obwohl die Deutschen im Jahr 2006 rund sechs Prozent weniger Heizenergie verbraucht haben, mussten sie deutlich höhere Heizkosten zahlen als noch im Jahr davor. Der Gaspreis stieg allein 2006 um 17,7 Prozent, der Ölpreis um knapp elf Prozent.
Wer in einem Haus wohnt, in dessen Keller ein Mini-Blockheizkraftwerk steht, kann sich deshalb freuen. Es produziert dank Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) nämlich nicht nur Strom, sondern versorgt das Gebäude auch mit Wärme für Heizung und Warmwasser. So hat zum Beispiel der Eigentümer Eckard Kanold die meisten seiner Berliner Mietshäuser mit den Kraftwerken in der Größe einer Waschmaschine ausgestattet. Ergebnis: In den zehn Häusern mit Mini-BHKW lagen die warmen Betriebskosten 2005 bei durchschnittlich 1,90 Euro pro Quadratmeter und Jahr. In einem seiner wenigen Häuser ohne Blockheizkraftwerk und mit Zentralheizung zahlen die Mieter hingegen allein für die Heizung über zwei Euro pro Quadratmeter und Jahr. Hinzu kommen Stromkosten für die individuelle Warmwassernutzung.
Test bestanden
Mitte der 90er Jahre lernte Kanold bei einem befreundeten Architekten aus Bamberg ein Mini-Blockheizkraft kennen. „Getestet hab ich es dann erstmal in meinem eigenen Einfamilienhaus“, erzählt Kanold. Als bei seinen Berliner Mietshäusern Modernisierungen anstanden, entschied er sich, auch hier die kleinen KWK-Anlagen einbauen zu lassen. Bis 2002 gab es dafür eine Investitionszulage. Rund 15.000 Euro zahlte Kanold für ein BHKW, zuzüglich Installationskosten. „Geld kommt auch dadurch wieder rein, dass mir für das verbrauchte Erdgas die Energiesteuer erstattet wird“, so Kanold. Für den selbst genutzten Strom wird zudem keine Stromsteuer fällig. Das betrifft in Kanolds Gebäuden den Hausstrom. Der Rest wird ins allgemeine Netz eingespeist und mit derzeit rund fünf Cent pro Kilowattstunde vergütet. Das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz regelt, dass Betreiber von Mini-BHKW für zehn Jahre ab Inbetriebnahme zusätzliche 5,11 Cent pro Kilowattstunde erhalten.
Die Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft Berlin-Süd e.G. (GeWoSüd) ersetzte in ihren Mietshäusern in Weißensee bereits 1993 sieben braunkohlebefeuerte Kesselanlagen durch KWK-Anlagen. „Insgesamt 400 Wohnungen sind an die BHKW angeschlossen, also fast unser gesamter Wohnungsbestand“, so Geschäftsführer Norbert Reinelt. Der damit produzierte Strom wird komplett an die Mieter verkauft. „Sie erhalten einen BHKW-Bonus von drei Prozent bezogen auf den Vattenfall-Tarif Klassik“, sagt Reinelt.
Anders als Kanold setzte die GeWoSüd allerdings auf Wärmecontracting: Ein externer Energiedienstleister ist zuständig für Installation, Wartung und Fernüberwachung der Mini-Kraftwerke. Davon hält Kanold hingegen nichts: „Da verdienen nur andere dran“, ist seine Erfahrung. „Die Betriebskosten sollen für die Mieter doch so gering wie möglich sein.“ Die Wartung der kleinen Kraftwerke übernehmen deshalb die Hausmeister. Sie wurden extra geschult und können nun sogar Reparaturen vornehmen. „Allein die Wartungsgebühren würden sonst bis zu 800 Euro im Jahr ausmachen.“
Kristina Simons
MieterMagazin 12/07
Mini-Blockheizkraftwerke rechnen sich – und wenn der Hausmeister die Wartungsarbeiten durchführt, lässt sich zusätzlich ordentlich sparen
Foto: Christian Muhrbeck
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Das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung
Kraft-Wärme-Kopplung bedeutet, dass eingesetzte Energie gleichzeitig in Strom und Wärme umgewandelt wird. Bei Mini-Blockheizkraftwerken treibt ein Motor einen Generator an und erzeugt Strom. Die dabei entstehende Abwärme verpufft nicht einfach, sondern wird direkt an Ort und Stelle in das Wärmesystem des Gebäudes eingespeist. Auf dem kurzen Weg in die Wohnung geht nur wenig Energie verloren. Blockheizkraftwerke nutzen bis zu 90 Prozent der eingesetzten Energie, herkömmliche Kraftwerke lediglich 30 bis 40 Prozent. BHKW stoßen zudem bis zu 60 Prozent weniger Kohlendioxid aus. Befeuert werden die kleinen KWK-Anlagen meist mit Erdgas oder Heizöl, doch im Vergleich zur getrennten Energieerzeugung in Kraftwerk und Heizkessel benötigen sie nur etwa ein Drittel der Menge. Auch Biomasse wie Pflanzenöl wird zunehmend in Blockheizkraftwerken verwendet.
ks
13.12.2015