Mit einem ziemlich durchsichtigen Manöver will ein Eigentümer sämtliche Mieter seines Hauses im Bezirk Lichtenrade loswerden – für diese Menschen eine starke nervliche Belastung, denn auch wenn sie sich vor Gericht zur Wehr setzen, ist ungewiss, wie das Verfahren ausgeht.
Bereits 2019 hatte der Eigentümer den Mietern der Petkusser Straße 34 mitgeteilt, dass er das gesamte Haus für Verwandte aus dem Kosovo brauche. 2020 wurden dann Vermessungsarbeiten durchgeführt. Hier werde alles umgebaut und abgerissen, erzählte der Vermessungstechniker den fassungslosen Mietern. Im September 2021 wurde es dann konkret. Innerhalb von 14 Tagen sollten sich die Mieter entscheiden, ob sie einer Auszugsvereinbarung zustimmen. Wer bis Ende März 2022 auszieht, sollte mehrere Tausend Euro bekommen. Die drei vermieteten Wohnungen, so hieß es in dem Schreiben, würden für den Bruder aus dem Kosovo, einen Neffen sowie den derzeit 17-jährigen Sohn benötigt. Der Eigentümer, Bauunternehmer Bekim Emini, baut und verkauft bundesweit Häuser. Auch in Berlin gehören ihm mehrere Mietshäuser. Zwischenzeitlich wohnte er mit seiner Familie selber in der Petkusser Straße 34. Dafür waren zwei Erdgeschosswohnungen in dem ursprünglichen Sechs-Parteien-Haus zusammengelegt worden. Doch inzwischen steht diese Wohnung leer, ebenso wie die Wohnung eines kürzlich verstorbenen Mieters. Auch der beleuchtete und beheizte Pool im Garten, den Emini vor einigen Jahren aufstellen ließ, ist verwaist. Die Mieter dürfen ihn nicht benutzen.
Nach Auskunft des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg wurde bislang weder ein Abriss- noch ein Bauantrag gestellt. Für Wohnungszusammenlegungen und Grundrissänderungen sei allerdings keine behördliche Genehmigung erforderlich.
In der Rechtsberatung des Berliner Mietervereins, an die sich die Mieter wandten, hat man Zweifel an dem behaupteten Eigenbedarf. Vor Gericht müsste der Vermieter nicht nur darlegen, warum er nicht auf die beiden leerstehenden Wohnungen zugreift, sondern auch, ob der Bruder aus einem Nicht-EU-Land eine langfristige Aufenthaltserlaubnis in Deutschland hat. An der Angst der Mieter ändert das wenig. „Ich kann nicht mehr schlafen, ich rechne jeden Tag damit, dass die Eigenbedarfskündigung im Briefkasten liegt“, sagt eine Mieterin.
Birgit Leiß
27.03.2022