Nach jahrelangem Leben auf der Straße endlich wieder eine Wohnung zu erhalten, das schaffen die meisten obdachlosen Menschen allein nicht. Aber mit Unterstützung gelingt es, bewies ein Berliner Projekt drei Jahre lang. Nun hofft man dort auf weitere Finanzierung durch den Senat – und vielleicht sogar auf eine Aufstockung der Mittel.
Das Resultat ist mehr als ermutigend: Das Konzept von „Housing First Berlin“ ist aufgegangen. In den zurückliegenden drei Jahren, in denen die Modellprojektphase von der Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Soziales finanziert wurde, konnten 42 Wohnungen an obdachlose Menschen vermittelt werden. Damit der Neuanfang gelingt, werden sie zeitlich unbegrenzt und individuell vom Housing-First-Team unterstützt. Denn oft sind psychische Erkrankungen oder Suchtprobleme die Ursache für den sozialen Abstieg gewesen. Erst mit Hilfe des Teams von Housing First fanden sie aus dem lang anhaltenden Tief heraus.
Die Erfolgsgeschichten haben sich herumgesprochen: Es stehen noch viele Menschen auf der Warteliste des Projektes. Das wird – nach Auslaufen der Senatsfinanzierung – erst einmal in Partnerschaft mit der Berliner Stadtmission und der Neue Chance gGmbH weitergeführt. Aber natürlich hofft das eingespielte Team auf weitere Gelder durch die neue Landesregierung – vielleicht sogar auf eine Verdoppelung der Mittel, um einen zweiten Projektstandort einrichten zu können. Berlins bekundeter Wille ist es nämlich, die unfreiwillige Obdachlosigkeit in der Stadt bis 2030 zu beenden.
„Wenn Politik, Immobilienwirtschaft, soziale Träger und Verwaltung an einem Strang ziehen, lässt sich Obdachlosigkeit dauerhaft und nachhaltig beseitigen“, erklärt Sebastian Böwe, der im Projekt für die Wohnraumakquise verantwortlich ist.
Rosemarie Mieder
27.11.2021