Pressemitteilung Nr. 39/21
„Der mittlere Kaufpreis für eine Eigentumswohnung liegt inzwischen bei 4.735,- Euro pro Quadratmeter und damit um 6 % über dem Vorjahr. Der Bericht des Gutachterausschusses zeigt einmal mehr, dass Eigentumsbildung in Berlin keinen Beitrag zur Lösung der Wohnungsmarktprobleme leisten kann, auch wenn uns CDU, FDP und AFD gebetsmühlenartig vom Gegenteil überzeugen wollen“, erklärte der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild. „Für eine 85 Quadratmeter große Eigentumswohnung müssen etwa 15 Jahresnettogehälter von einem durchschnittlich verdienenden Haushalt aufgebracht werden. Das ist absurd. 45 % der Berliner Haushalte verfügen nur über ein monatliches Einkommen von unter 2.000,- Euro. Der Bericht dokumentiert aber auch, dass es mit der Marktlogik im Immobilienbereich nicht so weit her ist. Die Immobilienportale berichteten im Jahr 2020 von einem riesigen Angebot an Eigentumswohnungen. Gleichzeitig nahm aber die Zahl der Kauffälle um 11 % sehr deutlich ab. Der Preisanstieg von 6 % ist damit wenig erklärlich.
„Die sinkende Zahl der Kauffälle zeigt aber auch, dass die Mietendeckelgegner irrten“, so Wild. Wurde doch damals prophezeit, dass der Deckel den Mietern wegen eines massiven Anstiegs von Eigentumserwerben schaden würde.
Der Anstieg der Umwandlungen um 52 % gegenüber dem Vorjahr auf 19.310 Umwandlungen im Jahr 2020 ist allerdings aus Mietersicht sehr wohl beängstigend, auch wenn statistisch nur jede dritte Eigentumswohnung von Erwerbern selbst genutzt wird und damit den hier wohnenden Mietern potenziell eine Eigenbedarfskündigung droht. Die Ursache für den Anstieg sieht der Mieterverein vor allem in einem Vorzieheffekt im Hinblick auf den von der Bundesregierung vorgeschlagenen stadtweiten Genehmigungsvorbehalt für Umwandlungen, der in Berlin jetzt demnächst auch in Kraft tritt.
Bei Käufen von Bauland für Mehrfamilienhäusern wie auch beim Handel mit Mietwohnhäusern zeichnet sich eine spürbare Zurückhaltung von Investoren ab. Auch wenn die Bodenrichtwerte im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr gestiegen sind, so kann auf dem aktuell zur Verfügung stehenden Bauland und den hier geforderten Preisen kein günstiger Wohnungsneubau entstehen. Auch die Preisberuhigung beim Handel mit Mietwohnhäusern bedeutet für wohnungssuchende Mieter keine Entwarnung. Die Angebots-Mietpreise auf den Immobilienportalen steigen weiter.
Insgesamt kann vermutet werden, dass neben den Wirkungen der Corona-Pandemie die schwierigen Bedingungen des Immobilienmarktes (Grundstücksangebote, Baupreise, Materialknappheit, Bauarbeitsmarkt etc.) sowie die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der erforderliche Klimaschutz ein Ende des Immobilien-Hypes einläuten.
28.03.2022