Pressemitteilung Nr. 2/17
„Die Situation auf dem Wohnungsmarkt verschärft sich offenbar weiter. Von Entlastung oder gar Entspannung keine Spur. Im Gegenteil. Bislang noch preiswertere Quartiere haben die höchsten Steigerungen bei den Angebotsmieten. Eine Wohnung mit 5 bis 6 Euro pro Quadratmeter nettokalt zu finden, ist zu einem Glücksspiel geworden. Der Wohnungsmarkt trägt immer mehr zur Spaltung der Gesellschaft bei, die Immobilieneigner werden reicher, die Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen ärmer“, erklärte der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild. „Wir müssen erneut feststellen, dass weder der angewachsene Neubau noch die Instrumente zur Mietendämpfung, wie zum Beispiel die Mietpreisebremse, auf dem Wohnungsmarkt wirken.“ Der Mieterverein appelliert daher an den Senat, umgehend eine Bundesratsinitiative zur Verbesserung des Mieterschutzes zu starten, um die Bunderegierung unter Druck zu setzen.
Gegenüber 2015 sind die Angebotsmieten in 2016 im Schnitt um 5,6 % auf 9 Euro pro Quadratmeter im Monat gestiegen. Da CBRE und Berlin Hyp für diesen Bericht erstmalig Wohngemeinschaften, möblierte Wohnungen und Wohnen auf Zeit gesondert betrachtet haben, dürfte der Anstieg noch deutlich höher ausgefallen sein. Denn schon 27 % aller Mietangebote auf den Immobilienportalen seien möbliert. In den zentralen Lagen würde heute jede dritte Wohnung möbliert vermietet. Allerdings sind hier die Vermietungen von Genossenschaften, städtischen Wohnungsunternehmen und vieler kleiner Vermieter nicht berücksichtigt. Nach Auffassung des Mietervereins wie auch der Reportherausgeber unterliegen die möblierten Wohnungen ohne den Möblierungszuschlag auch der Mietpreisbremse. Wegen des schwer schätzbaren Zuschlags werden diese Wohnungen heute aber rund 20 – 30 % über den vergleichbaren unmöblierten Wohnungen angeboten.
Was des einen Leid, ist des anderen Freud. Die Reportersteller frohlocken, dass Berlin aufholt und zu den Top 7 bundesdeutscher Immobiliengoldgruben aufgeschlossen hat. Bedauerlicherweise aber bei der Kaufkraft beziehungsweise den Einkommen nicht. So sei die Kaufkraft in Berlin rund 42 % niedriger als in der bayerischen Landeshauptstadt. Der Bericht räumt im Übrigen zu Recht ein, dass man Berlin und Hamburg anders bewerten müsse als den Rest der Top 7, weil die preiswerten Mieten der suburbanen Siedlungsräume hier vielfach noch in den Landesgrenzen liegen und den Durchschnitt drücken.
Die Angebotsmieten von Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte liegen im Schnitt deutlich über 10,- Euro pro Quadratmeter nettokalt, im oberen Marktsegment zwischen 15 und 17 Euro pro Quadratmeter nettokalt. Bedauerlicherweise enthält der Bericht keine Informationen darüber, wieviel Angebote in welchem Marktsegment zu finden waren. Zwar sind die Angebotsmieten in den Außenbezirken niedriger, der prozentuale Anstieg aber nicht. In Marzahn-Hellersdorf lag er bei 10 % in einem Jahr.
Spitzenreiter bei der Aufholjagd nach den teuersten Mieten ist Neukölln. Der Anstieg von 2015 auf 2016 betrug satte 17 %. „Die Folgen dieser Entwicklung zeigen deutlich die schonungslose Marktrealität auch beim Wohnen. Wer zwischen 5,- Euro pro Quadratmeter in Marzahn-Hellersdorf oder 6,90 Euro pro Quadratmeter in Charlottenburg-Wilmersdorf anmietet, muss mit erheblichen Qualitätsnachteilen im Hinblick auf die Lage, den Zustand, die Lärmbelastung und das Wohnumfeld zufrieden sein“, so Wild.
06.07.2019