Der Umzug aus der eigenen Wohnung in eine seniorengerechte Wohnform ist für ältere Menschen – und natürlich auch für deren Angehörige und Freunde – eine Herausforderung. Zahlreiche Entscheidungen sind zu treffen, Formalitäten zu erledigen. Eine langfristige Planung und eine sorgfältige Vorbereitung des Umzugs sind Grundvoraussetzungen für einen reibungslosen, stressfreien Ablauf.
Der Umzug in ein Altenheim, eine Seniorenresidenz oder eine Einrichtung des betreuten oder gemeinschaftlichen Wohnens verändert das komplette Lebensumfeld älterer Menschen und ist deshalb weit mehr als ein normaler Wohnungswechsel.
Altenheime sichern die Versorgung und Betreuung, wenn eine eigene Haushaltsführung nicht mehr möglich, eine Vollpflege aber nicht erforderlich ist. Zumeist dürfen einige eigene Möbel mitgebracht werden. Pflegeheime wiederum bieten eine umfassende Versorgung und Betreuung bei andauernder Pflegebedürftigkeit. Hier dürfen meist nur Kleinmöbel mitgebracht werden. Oft sind Alten- und Pflegeheim kombiniert, so dass beim Eintreten einer Pflegebedürftigkeit ein nochmaliger Umzug entfällt. Beim „betreuten Wohnen“ wird versucht, die Vorteile des Lebens im eigenen Haushalt mit den Vorteilen eines gut ausgestatteten Heims einschließlich Versorgungs-, Betreuungs- und Pflegeleistungen zu kombinieren. Es gilt der Grundsatz: So viel Selbstständigkeit wie möglich, so viel Hilfe wie nötig.
Auch wenn in die neue Wohnung oder das neue Zimmer einiges an Mobiliar mitgenommen werden darf – zusätzlichen Lager- oder Stauraum für nicht benötigte Möbel, Bücher oder Haushaltsgegenstände gibt es in Alters- oder Pflegeheimen nicht. Es empfiehlt sich deshalb, mindestens ein halbes Jahr vor dem Umzug mit dem Räumen von Abstellkammer, Dachboden, Keller und Garage zu beginnen. Nicht alles, was nicht mitgenommen werden kann, gehört auf die Mülldeponie: Man kann prüfen, ob Angehörige, Freunde, Nachbarn oder Bekannte Interesse an den Dingen haben. Alte Möbel oder andere wertvolle Sachen können einem Antiquitäten-Fachgeschäft angeboten, gut erhaltene Möbel Bedürftigen gespendet werden. Kinder oder Enkel helfen sicher gern, noch brauchbare oder auch wertvollere Gegenstände online zu versteigern.
Seniorengerechtes Umzugsmanagement
Man kann auch Firmen mit der Entrümpelung beziehungsweise Räumung beauftragen. Der Preis sollte nach einem Besichtigungstermin verbindlich vereinbart werden. Angebote findet man im Internet. Den Erlös für noch verwertbare Gegenstände verrechnen seriöse Firmen mit den Kosten. Altkleider, die noch benutzbar sind, nimmt das Deutsche Rote Kreuz. Noch verwendbare alte Elektrogeräte oder Möbel bringt die Entrümpelungsfirma in öffentliche Einrichtungen wie Jugendclubs, Obdachlosenheime oder gemeinnützige Vereine. Zahlt das Sozialamt die Entrümpelung oder Beräumung, leisten die Firmen auch Hilfestellung bei der Erledigung der Formalitäten. Führt man die Entrümpelung selbst durch, muss man zu den Transportkosten auch die Gebühren für die Entsorgung kalkulieren.
Auch mit der Sichtung persönlicher Dokumente und Erinnerungsstücke sollte frühzeitig begonnen werden. Wichtige Schriftstücke sollten übersichtlich in einem Ordner aufbewahrt werden, der mit einem Inhaltsverzeichnis versehen ist.
Oft ist mit einem Umzug in eine altersgerechte Einrichtung auch ein Wechsel der medizinischen Versorgung verbunden. Für viele der älteren Menschen bedeutet dies, Abschied zu nehmen von ihrem Arzt, den sie bereits jahrzehntelang kennen. Alle Einrichtungen verfügen jedoch über langjährige Kontakte zu Medizinern, die im Bedarfsfall in die Einrichtung kommen oder ein bis zwei Mal im Monat eine Visite durchführen.
Eine schwere Entscheidung ist für Senioren auch die Trennung vom geliebten Haustier. Heute haben jedoch viele Heime die Bedeutung von Tieren für ältere Menschen erkannt und wissen, dass sie in der Lage sind, die Lebensqualität ihrer Besitzer zu verbessern. Nur in wenigen Heimen besteht deshalb ein generelles Verbot, Haustiere zu halten. Wenn das Heim einer Tierhaltung grundsätzlich positiv gegenübersteht, wird es im Einzelfall prüfen, ob die Haltung von Katze, Hund, Meerschweinchen oder Wellensittich möglich ist. Allerdings: Ein Anspruch auf Mitnahme des Haustieres besteht nicht. Es sind deshalb rechtzeitig entsprechende Erkundigungen einzuholen.
Viele Umzugsfirmen verfügen heute über für einen Seniorenumzug besonders geschultes Personal. Die Mitarbeiter stellen das erforderliche Packmaterial, übernehmen das Einpacken in die Kartons sowie das spätere Auspacken und den Ab- und Wiederaufbau von Möbeln. Sie helfen beim Einrichten der neuen Räume und bringen Gardinen, Bilder und Lampen an. Auch die Beseitigung nicht mehr benötigter Einrichtungsgegenstände gehört zum Serviceangebot.
Auch hier sollten vor einem Umzug unbedingt mehrere Angebote professioneller Firmen eingeholt werden. Diese führen vor Auftragsannahme eine kostenlose Besichtigung durch und geben ein schriftliches Angebot ab.
Im Internet bieten das TÜV-geprüfte Portal www.umzugsauktion.de, das Umzugsportal von Immobilienscout24 und andere nach einer kurzen, anonymen sowie kostenlosen Anmeldung preiswerte Festpreisangebote für den Umzug – auch überregional. Manche Umzugsunternehmen organisieren in Zusammenarbeit mit Handwerkern auch die fachgerechte Renovierung, die Endreinigung und die Übergabe der bisherigen Wohnung an den Vermieter.
Rainer Bratfisch
Checkliste: Was Sie wann erledigen sollten
Frühestmöglich
– Umzugsunternehmen auswählen und Umzugstermin vereinbaren
– Fristgerechte und schriftliche Kündigung des Mietvertrages
– Erforderliche Wohnungsrenovierung organisieren (Mietvertrag entsprechend prüfen lassen!)
– Verbleib fest eingebauter Gegenstände wie Einbauküchen und -schränke, Teppichböden, Antennen und so weiter mit dem Vermieter beziehungsweise dem Nachmieter regeln
– Entrümpelung von Abstellkammer, Dachboden, Keller und Garage
– Terminvereinbarung mit Handwerkern für die Demontage von Waschmaschine, Herd, Einbauküche und -schränken, soweit dies nicht von einer Umzugsfirma erledigt wird
– Vorräte in der Tiefkühltruhe beziehungsweise Kühlschrank verbrauchen
Vier Wochen vor dem Umzug
Adressenänderungen mitteilen beziehungsweise Kündigung verschicken für:
– Bankkonto
– Einzugsermächtigungen und Daueraufträge
– Rentenstelle
– Energieversorger (Strom/Gas)
– Telefonanschluss
– Deutsche Post (Nachsendeauftrag)
– Kabelanschluss
– Einwohnermeldeamt
– Finanzamt
– Kfz-Zulassungsstelle
– GEZ
– Vereine und Verbände
– Zeitschriftenabonnements
– Versicherungen
– Kirche
– Verwandte
– Krankenkasse
– Freunde und Bekannte
Eine Woche vor dem Umzug
– Umzugshilfsmittel überprüfen (Verpackungsmaterialien, Packdecken, Umzugskartons der Umzugsfirma)
– Müllsäcke kaufen
– Abdeckpapier oder -folie für empfindliche Böden
– Nachbarn und Hausmeister genauen Umzugstermin mitteilen, Treppenhaus- und Fahrstuhlbenutzung sichern
– Mitzunehmende Teppiche und Gardinen waschen oder reinigen beziehungsweise ändern lassen
Ein bis zwei Tage vor dem Umzug
– Wertgegenstände und wichtige Dokumente verpacken
– Tasche mit Gegenständen des persönlichen Bedarfs für den Umzugstag packen (Kleidung, Verpflegung/Getränke, Waschzeug, Arzneimittel)
– Abdeckpapier oder -folie auslegen
– Haustiere unterbringen (bei Nachbarn oder Freunden)
Am Umzugstag
– Reinigung der alten Wohnung (übernimmt gegebenenfalls das Umzugsunternehmen)
– Zählerstände (Wasser, Gas, Strom) protokollieren
– Gas- und Wasserhähne schließen
– Briefkasten leeren
– Namensschilder von Türen und Briefkästen entfernen
Nach dem Umzug
Übergabe der Wohnung und der Wohnungsschlüssel an den Vermieter oder Hausverwalter – mit schriftlichem Übergabeprotokoll
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Jeder Zweite ist offen für alternative Wohnformen im Alter - Altersgerechter Wohnungsumbau wird gefördert: Drei auf einen Streich
MieterMagazin 5/10
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Checkliste:
Was Sie wann erledigen sollten
Alles Schriftliche erledigt?
Darf das Haustier mit?
Wer ins Seniorenheim zieht,
hat viel zu organisieren
Fotos: Christian Muhrbeck
Informationen
Unter der Service-Nummer 0180-5950059 (Gebühr: 14 Cent pro Minute) beantworten die Mitarbeiter der Berliner Koordinierungsstellen „Rund ums Alter“
(www.koordinierungsstellen-
rundumsalter.de)
montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr Fragen.
Unter dem Titel „Wohnen im Alter“ erscheint für Berlin jährlich eine Ratgeber-Broschüre, die unter anderem Adressen und Checklisten zum Umzug enthält.
Bestellung: aperçu Verlagsgesellschaft,
Gubener Straße 47, 10243 Berlin,
www.verlag-apercu.de,
Schutzgebühr 1,50 Euro.
Weitere Informationen im Internet:
www.wohnen-im-alter.de
www.domizilsuche.de
20.12.2022