Plastiktüten in der Altpapiertonne, Glaskonserven im Restmüll: Ein Blick in die Abfalltonnen Berliner Häuser zeigt, dass in puncto Mülltrennung Handlungsbedarf herrscht. Wer seine Abfälle vor allem in der grauen Tonne entsorgt, verhindert nicht nur das Recycling der Wertstoffe, sondern verursacht auch höhere Betriebskosten für sich und die Nachbarn im Haus. Denn die Entsorgung der Restmülltonne ist deutlich teurer als die der anderen Behälter.
Abfälle zu recyceln ist laut Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in den meisten Fällen preisgünstiger, als ihn in Müllverbrennungsanlagen thermisch zu verwerten. So kostet zum Beispiel die Behandlung von Bioabfall im Schnitt nur halb so viel wie die von Restmüll. Das gelte auch für Altpapier und erst recht für Altglas und Metalle. Schon darum werde auch nicht alles Getrennte hinterher wieder zusammengeschüttet und verbrannt, wie manchmal vermutet werde, stellt der BUND klar.
In die Grüne Tonne für Glas oder die sogenannten „Iglus“ am Straßenrand kommen leere Flaschen (nicht Mehrweg!), Glasverpackungen und Gläser, jeweils getrennt nach Weiß- und Buntglas. Auf keinen Fall dürfen Spiegel, Fensterglas, Glühlampen oder andere Spezialgläser in den Altglasbehälter – sie müssen als Restmüll entsorgt werden. Glas kann ohne Qualitätsverluste beliebig oft eingeschmolzen und wiederverwertet werden. Über 80 Prozent des Altglases werden in Deutschland recycelt. Nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe (DUH) besteht heute jede Flasche zu 70 bis 75 Prozent aus Altglas.
Für Altpapier stehen die Blauen Tonnen zur Verfügung. Dazu gehören Zeitungen, Zeitschriften, Kataloge, Verpackungen aus Pappe oder Papier und andere Kartonagen oder Pappen. Tapeten, Getränkekartons oder Hygienepapiere wie Taschentücher haben in der blauen Tonne dagegen nichts zu suchen. Altpapier kann bis zu fünfmal wiederverwertet werden. Laut DUH bestehen allein Kartons zu über 60 Prozent aus recycelten Fasern. Das schont die Wälder. Dennoch gelangt jeder fünfte gefällte Baum in die Papierproduktion. Ohne Altpapier hätten die deutschen Papierfabriken ein Problem, sie decken damit nämlich etwa 65 Prozent ihres Rohstoffbedarfs.
In die Gelbe Tonne kommen Leichtverpackungen aus Kunststoff, Metall und Verbundmaterial: Joghurtbecher, Konservendosen oder Tetrapacks. Seit Januar 2009 müssen sie nicht mehr extra mit dem Grünen Punkt gekennzeichnet sein. Für viele ist schwer nachzuvollziehen, warum zwar zum Beispiel Kunststoffverpackungen in die Gelbe Tonne dürfen, andere Kunststoffe jedoch nicht. Positiv kommt deshalb die „Gelbe Tonne plus“ an, die 2005 in Teilen Berlins eingeführt wurde. In sie dürfen zusätzlich trockene Wertstoffe wie Alu-folien, Schüsseln, Spielzeug, Holzmaterialien und auch unzerstörte Elektrokleingeräte wie Rasierapparate, Haartrockner oder Toaster.
Die Plastikreste aus der Gelben Tonne werden zu Granulat verarbeitet, das dann für die Herstellung von Baueimern oder Parkbänken verwendet werden kann. Die Metalle werden bei solch hohen Temperaturen eingeschmolzen, dass man daraus eine ganze Reihe von Produkten herstellen kann – von der Konservendose bis zur Autokarosserie.
Bioabfälle, sprich: Obst- und Gemüsereste, verdorbene Nahrungsmittel, Speisereste, verwelkte Blumen, Kaffeesatz, Teebeutel, Eierschalen und Gartenabfälle gehören in die Biogut-Tonne (grau mit braunem Deckel). Der Biomüll wird in Kompostieranlagen zu Qualitätskompost verarbeitet. Die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) planen für 2011 zudem eine Biovergärungsanlage, in der das daraus gewonnene Biogas unter anderem zum Betanken der BSR-Flotte hergestellt wird. Die Biotonne soll in Berlin flächendeckend eingeführt werden – derzeit sind rund 80 Prozent der Berliner Haushalte damit versorgt.
Kristina Simons
Besser zielen?
In der Restmülltonne landen viele Dinge, die eigentlich verwertet werden könnten. „Mit über 40 Prozent ist immer noch viel organisches Material im Hausmüll“, sagt BSR-Sprecherin Sabine Thümler. Papier und Verbundstoffe wie Getränkeverpackungen und Elektroschrott finden sich hier dagegen nur zu jeweils zehn Prozent, Glas zu etwa sieben Prozent. In der BiogutTonne ist die Fehlwurfquote laut BSR eher gering. Auch in der Gelben Tonne landen immer wieder Abfälle, die dort nicht hinein gehören. „Im Berliner Umland ist die Sortierqualität besser als in der Stadt“, sagt Alexander Gora, Betriebsleiter der Alba-Sortieranlage in Berlin-Mahlsdorf. Der Grund liegt auf der Hand: „Dort gibt es gelbe Säcke statt Tonnen und die Nachbarn können leicht sehen, wenn der Müll falsch sortiert wurde.“ In Gelben Tonnen oder Containern, wie sie in den Berliner Höfen stehen, entsorgen Verbraucher unbeobachtet auch manches, was nicht dort hinein gehört: die Fehlwurfquote in der Gelben Tonne und vor allem in der Gelben Tonne plus liegt bei sieben bis zehn Prozent. Auch in der Altpapiertonne finden sich drei Prozent Abfall, die dort – bewusst oder nicht – falsch platziert wurden. Diese Fehlwürfe geben den Entsorgungsbetrieben in der Regel zwar keine großen Probleme auf, denn was falsch platziert ist, wird heraussortiert. Dennoch findet sich gelegentlich auch ein ganzer Kfz-Motor-Block im Müllcontainer – „und sowas verursacht schon erheblichen Arbeitsaufwand“, wie Alexander Gora vom Entsorger Alba anmerkt.
ks
Der „Ratgeber Abfall“ der BSR informiert, wo welcher Müll entsorgt werden kann:
www.bsr.de
(Pfad: Abfallentsorgung und Recycling / Ratgeber Abfall)
MieterMagazin 7+8/09
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09.05.2017