Pressemitteilung Nr. 4/14
Das erfolgreiche Volksbegehren für den nahezu vollständigen Erhalt der Freifläche des Tempelhofer Feldes ist nach Auffassung des Berliner Mietervereins auch ein Ausdruck des Misstrauens gegenüber der Senatsplanung, nach der mit der Bebauung preiswerter Wohnraum neu geschaffen werden soll. „Der Erfolg des Begehrens ist aber auch ein Symptom für mangelhafte Kommunikation“, erklärt Mietervereinsgeschäftsführer Reiner Wild.
Es sei ein strategischer Fehler gewesen, die Vielfalt der Stadt für die Nutzungspläne nicht einzubeziehen und zudem die Bebauungsvorschläge weitgehend losgelöst vom Umfeld in Tempelhof, Kreuzberg und Neukölln zu entwickeln, so Wild. „Wir müssen aus den städtebaulichen Sünden früherer Entwicklungsgebiete lernen. Da verbietet sich eine Schnellschluss-Planung, wie sie im Moment vorliegt.“
Der Berliner Mieterverein hat das Volksbegehren nicht unterstützt, weil die Ränder des Flugfeldes dringend für innerstädtischen Wohnungsneubau benötigt werden und eine ausschließliche Freizeitnutzung den verschiedenen Bedürfnissen der Stadtgesellschaft nicht Rechnung trägt. Umfang und Art der Nutzung müssen jedoch auf den Prüfstand. „Wir wollen nicht nur Wohnungen sondern auch mehr Stadt“, erklärte Wild. Das ist keine leichte Aufgabe bei der Größe der Fläche und den umgebenden Verkehrstraßen. Dazu ist Zeit erforderlich und der hinreichende ökonomische Rahmen. Der Berliner Mieterverein setzt sich deshalb auch für eine Grundstückvergabe auf Erbpachtbasis ein. Die Bebauung benötigt ein klares und umfassendes ökologisches Konzept, das die klimatischen Beeinträchtigungen weitestgehend vermeidet. Der Wohnungsneubau muss den Einkommen der Stadt Rechnung tragen. Fast zwei Drittel der Berliner haben Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein. Also sollten zwei Drittel der zu schaffenden Wohnungen nicht über 7,50 Euro pro Quadratmeter nettokalt kosten. Davon wiederum muss die Hälfte zu nicht mehr als 5,50-6,00 Euro pro Quadratmeter angeboten werden.
„Neben dem Wohnungsneubau auf Freiflächen brauchen wir aber endlich auch ein Konzept für die Umwidmung und Reaktivierung bereits bebauter Flächen für den Wohnungsbau“, fordert Wild.
28.01.2014