Ein Bürgerbündnis in Neukölln kämpft gegen Gentrifizierung im Bezirk. Luxussanierungen und die Umwandlung in Wohneigentum verdrängen vor allem im zentrumsnahen Norden Familien – und machen Platz für zahlungskräftigere Mieter.
Reuterkiez und Schillerpromenade könnten Milieuschutzgebiete werden. Voruntersuchungen dafür sollen in diesem Jahr beginnen. Ohne die Beharrlichkeit der Bürger vor Ort – da ist sich Wilhelm Laumann, Neuköllner Bezirksleiter des Berliner Mietervereins (BMV), sicher – hätte man diesen ersten Erfolg nicht errungen.
Aber die 3500 Unterschriften, die seit dem 16. Januar auf dem Tisch der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) liegen, lassen sich nicht einfach ignorieren. Sie wurden seit August 2014 vom „Bündnis für bezahlbare Mieten Neukölln”, das auch vom Berliner Mieterverein unterstützt wird, zusammengetragen und fordern erschwinglichen Wohnraum und die Erhaltung einer nachbarschaftlichen Struktur im Norden Neuköllns, der Gegend um Reuter- und Körnerkiez, um Richardplatz und Schillerpromenade. Luxussanierungen und eine damit verbundene Mietpreisentwicklung haben gerade hier dafür gesorgt, dass der Bezirk in puncto Mietpreisentwicklung in den letzten Jahren an die Berliner Spitze aufgestiegen ist. Von 23 auf 36 Prozent stieg laut IBB-Wohnungsmarktbericht 2013 der Anteil höherpreisiger Wohnungen in der Gegend.
Bereits ohne Modernisierung lägen Neuvermietungsmieten über 8 Euro netto kalt, so BMV-Bezirksleiter Wilhelm Laumann. Nach einer Modernisierung gingen sie noch einmal um 3 bis 5 Euro nach oben. Viele Familien könnten das nicht zahlen.
Rosemarie Mieder
03.03.2018