Mit einem großen Nachbarschaftsfest hat sich die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gesobau bei der Mieterschaft im Märkischen Viertel für ihre Geduld bedankt. Acht Jahre Bauarbeiten, verbunden mit enormen Strapazen für die Mieter, sind endlich vorbei. Manches hätte besser laufen können, doch unterm Strich ist der Umbau von der „Dreckschleuder“ zu Deutschlands größter Niedrigenergiesiedlung gelungen.
Die Sanierung der Großsiedlung aus den 1960er Jahren war ein Riesen-Kraftakt. In knapp 15.000 Wohnungen wurden 14.000 neue Badewannen und Duschen, 16.600 Toiletten und Waschbecken sowie fast 55.000 Fenster eingebaut. Allein die verbauten Badinstallationen sind aufeinander gestapelt doppelt so hoch wie der Mount Everest, wie die Gesobau ausgerechnet hat. Mit einer jährlichen Einsparung von rund 39.000 Tonnen CO2 – vor allem dank neuer Heizungstechnik und Wärmedämmung – hat die energetische Sanierung Modellcharakter für andere Großsiedlungen. Insgesamt wurden mehr als eine halbe Milliarde Euro investiert. Trotzdem hat sich die Warmmiete für eine 70 Quadratmeter große Wohnung nur geringfügig erhöht, von 563 auf 579 Euro.
„Die annähernd warmmietenneutrale Modernisierung ist in diesem Fall kein großes Kunststück und liegt an den extrem hohen Heizkosten vor der Modernisierung und der öffentlichen Förderung“, meint Reiner Wild, Geschäftsführer des Berliner Mietervereins (BMV).
Nicht alle Mieter sind glücklich mit ihrer modernisierten Wohnung. Beim BMV hatte man sehr viele Beschwerden, darunter den Fall eines älteren Ehepaares, dessen ehemals barrierefreie Wohnung nun mit Schwellen versehen ist. Diesen konkreten Fall könne man nicht nachvollziehen, sagt dazu die Sprecherin der Gesobau, Birte Jessen. Mieterwünsche seien berücksichtigt worden, und wo die Barrierefreiheit aus technischen Gründen nicht möglich war, seien Umzugsmöglichkeiten erörtert worden.
Das Märkische Viertel weist übrigens beim sozialen Status einen Negativtrend auf. Beim Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2015 ist es eines der neu hinzugekommenen Problemgebiete. Positiv betrachtet heißt das: Die Sanierung hat nicht zu einer Gentrifizierung geführt.
Birgit Leiß
05.02.2018