Die Verhandlungen über einen Kauf der Friedelstraße 54 durch die Hausgemeinschaft sind gescheitert. Stattdessen wurde der Neuköllner Altbau an eine Luxemburger Briefkastenfirma veräußert. Als eine der ersten Maßnahmen wurde die Räumung des linken Kiezladens im Haus vorangetrieben.
Vor ein paar Monaten bestand noch Hoffnung, dass die umstrittene Modernisierung abgewendet werden kann (das MieterMagazin berichtete in Ausgabe 6/2016: „Die Utopie ist zum Greifen nah“). Überraschend hatte sich die Wiener Immobiliengruppe Citec zu Verhandlungen über einen Verkauf an die Hausgemeinschaft bereit erklärt. Im April startete, moderiert von der Neuköllner Bezirksbürgermeisterin, ein Runder Tisch. Mittlerweile ist der Traum vom selbstverwalteten Haus geplatzt. Die Citec ließ die Verhandlungen abbrechen. Die Bewohner reagierten empört. Man fühle sich über den Tisch gezogen, heißt es in einer Erklärung. Noch während die Verhandlungen liefen, habe die Citec das Haus für 2 Millionen Euro auf dem freien Markt angeboten. Ein ernsthaftes Verhandlungsinteresse habe nie bestanden.
Seit Sommer 2016 ist die luxemburgische Immobilienfirma „Pinehill s.a.r.l“ neue Eigentümerin. Ende Oktober wurde vor Gericht über die Räumung des Kiezladens verhandelt. Lediglich ein Fristaufschub konnte im Rahmen eines Vergleichs erreicht werden. Bis Ende März 2017 soll der Kiezladen geduldet werden, ab dann droht die Räumung. Eine Berufung ist nicht möglich.
Was der Eigentümerwechsel für die Wohnungsmieter bedeutet, ist noch unklar. Die Hausgemeinschaft hat bereits angekündigt, sich weiterhin mit allen Mitteln gegen die „Herausmodernisierung“ zu wehren. Bisher ist es den Mietern gelungen, die geplante Modernisierung samt Wärmedämmung hinauszuzögern. Mittlerweile wurde das Quartier um die Friedelstraße zum Milieuschutzgebiet erklärt. Zumindest eine Umwandlung in Eigentumswohnungen dürfte somit nicht drohen.
Birgit Leiß
22.05.2022