Seit 2014 zeichnet die European Responsible Housing Initiative (ERHIN), die Europäische Initiative für verantwortungsvolle Wohnungswirtschaft, in mehreren Kategorien Pilotprojekte europäischer Wohnungsunternehmen aus. Das mehrstufige Pilotprojekt „Berufsausbildung – Schlüsselfaktor für erfolgreiche Integration geflüchteter Menschen“ des Berliner Wohnungsunternehmens Gewobag belegte 2016 bei den European Responsible Housing Awards einen ersten Platz.
Das Projekt „Venning Eco LIFE“ im belgischen Kortrijk war der Sieger in der Kategorie „Lokale soziale Nachhaltigkeit“. Die soziale Stigmatisierung dieses Bezirks der 75.000-Einwohner-Stadt soll durch städtebauliche Maßnahmen beendet werden. Der IFC Habitat La Sablière in Paris wurde in der Kategorie „Ökologische Nachhaltigkeit“ ausgezeichnet. Im Mittelpunkt des Projekts steht ein Warmwasserversorgungsnetz, das von einem thermodynamischen Hybridgenerator betrieben wird. Die Shepherds Bush Housing Group in London erhielt den Preis für „Verantwortungsvolle Unternehmensführung und faire Stakeholderbeziehungen“. Alle Mitarbeiter – vom Chef bis zum Azubi – besuchen regelmäßig die Mieter und sind persönlich für die Beseitigung von Mängeln verantwortlich.
Für „Verantwortungsvolle Personalführung“ wurde die Berliner Gewobag geehrt. Sie bietet Flüchtlingen drei- bis vierwöchige Praktika sowie eine Berufsausbildung an. Sind diese an kaufmännischen Berufen interessiert und erfüllen sie die notwendigen sprachlichen und fachlichen Voraussetzungen, werden sie ein Jahr lang in Schulungen auf die Ausbildung und die Berufsschule vorbereitet. Bei der Auswahl der Kandidaten arbeitet die Gewobag eng mit der Agentur für Arbeit zusammen. Gewobag-Vorstandsmitglied Snezana Michaelis: „Es ist wichtig, Menschen in Arbeit zu bringen, weil das eine zwingende Voraussetzung für Integration ist.“
Moussa Sheikh Akriem zum Beispiel kam vor drei Jahren aus Syrien nach Berlin. Rund 100 Unternehmen hat er damals angeschrieben, bis er bei der Gewobag einen Praktikumsplatz bekam – und seine erste Wohnung. Sein Pate Bastian Franke von der Abteilung Rechnungswesen hilft nicht nur bei beruflichen Problemen, sondern beantwortet auch Fragen zu den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen in Deutschland.
Die Preisverleihung wurde von der Internationalen Mieterallianz (IUT) und Housing Europe organisiert. Juryvorsitzende war Barbara Steenbergen, Leiterin des IUT-Büros in Brüssel.
Rainer Bratfisch
30.01.2017