Die Deutsche Wohnen, Berlins größter und wohl umstrittenster privater Vermieter, vermeldete für das Geschäftsjahr 2016 ein Rekordergebnis. Dass die Gewinnmaximierungsstrategie auf dem Rücken der Mieter ausgetragen wird, zeigt ein besonders skandalöser Fall aus Kreuzberg.
Seit acht Monaten lebt Fatma E. ohne funktionierende Toilette und ohne Wasser im Bad. „Es ist eine Katastrophe“, sagt die 65-Jährige immer wieder. Bei einer Nachbarin kann sie schlafen und sich waschen, dafür gibt sie ihr 150 Euro im Monat. Tagsüber geht sie in den umliegenden Cafés auf die Toilette. Das Bad der winzigen Wohnung direkt am Kottbusser Tor ist eine Baustelle. Das WC ist nicht mehr angeschlossen, die Badewanne wurde entfernt und die Fliesen an der Wand abgeschlagen. Aus den Rohren kommt ein übler Geruch. „Dieser Gestank ist wirklich schlimm, ich muss ständig das Fenster geöffnet lassen“, sagt die Mieterin.
Was war geschehen? Im August 2016 hatte es in den obersten Etagen des Hochhauses einen Rohrbruch gegeben. Anschließend wurde das gesamte Bad entkernt. Seitdem ist nichts passiert. Immer wieder wurde die Rentnerin vertröstet. „Mir wurde gesagt, dass die Handwerker erst den achten und neunten Stock machen und dann zu mir kommen.“ Anfang Februar hat die völlig verzweifelte Mieterin schließlich einen Anwalt eingeschaltet. Auch die Wohnungsaufsicht war da und hat dem Vermieter eine Frist von vier Wochen eingeräumt, sich zu äußern. Rechtsanwalt Benjamin Hersch hat für seine Mandantin nun eine Instandsetzungsklage eingereicht. „Eine einstweilige Verfügung wäre in diesem Fall riskant gewesen, weil die Mieterin zu lange gewartet hat“, erklärt er. Das Gericht könnte daher argumentieren, dass keine Eilbedürftigkeit vorliegt. Die Deutsche Wohnen gab gegenüber dem Gericht an, der eingeschaltete Versicherer verzögere die Regulierung des Schadens. Ihr seien daher „bedauerlicherweise“ die Hände gebunden.
Vom MieterMagazin um eine Stellungnahme gebeten, kam die Sache dann plötzlich doch in die Gänge. Man werde umgehend eine Firma beauftragen, so Deutsche-Wohnen-Mitarbeiter Marko Rosteck. Der Unternehmenssprecher zeigt sich zerknirscht: „Hier ist so ziemlich alles schiefgelaufen, was schief laufen kann, da gibt es nichts zu beschönigen.“ Ganz so dringlich scheint man die Sache aber doch nicht zu sehen. Erst drei Wochen nach dieser Ankündigung sollte die Instandsetzung erfolgen. Fatma E. hofft, dass ihr wenigstens der finanzielle Schaden ersetzt wird. Sie zahlt die Miete unter Vorbehalt. Man werde nach Abschluss der Arbeiten eine Regelung zur Mietminderung finden, so die Deutsche Wohnen.
Birgit Leiß
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03.04.2018