„Deutschland braucht Wohnungsneubau“, lautet das Mantra, das wohl kaum einer in Frage stellt – außer Daniel Fuhrhop.
Der Publizist und Verleger eines Architekturverlags stellte schon in seiner Streitschrift „Verbietet das Bauen“ eine gewagte These auf: Wenn wir die Reserven unserer Wohnungen und Häuser nutzen, ist genug Platz für alle. Die Herausforderung, Hunderttausende von Flüchtlingen unterzubringen, ändere daran nichts, heißt es in seinem neuen Buch. Im Gegenteil. Siedlungsneubauten für Flüchtlinge verhindern Begegnung und Integration. Was bei der Notunterbringung bereits gut funktioniert hat, die Aktivierung leerstehender Rathäuser, Kasernen und Flughafengebäude, sei auch bei der langfristigen Wohnraumversorgung möglich. Zu den von ihm entwickelten „50 Werkzeugen, die Neubau überflüssig machen“ gehört beispielsweise, bei Eigenheimen das Abtrennen von Einliegerwohnungen zu fördern oder die Bildung von Wohngemeinschaften zu unterstützen, etwa nach dem Prinzip, Wohnen für Hilfe. Es müssten Anreize geschaffen werden, damit sich die Menschen nicht nur in den „Schwarmstädten“ – gemeint sind boomende Metropolen wie Berlin oder München – niederlassen. Seine Vision einer Willkommensstadt klingt zwar mitunter arg nach heile Welt, aber das Buch ist erfrischend gegen den politischen Mainstream verfasst und liefert wichtige Impulse.
Birgit Leiß
29.12.2017