Rund 100 Mieterinnen und Mieter der schwedischen Immobilienfirma Akelius haben sich Anfang Mai zusammengeschlossen. Das MieterMagazin sprach mit einer Vertreterin der Initiative.
MieterMagazin: Akelius ist bislang nicht als rabiater Vermieter bekannt. Was kritisieren Sie?
Sabine: Akelius tritt relativ seriös auf. Aber die Firma ist in Berlin Mietpreistreiber Nummer eins. Unter 15 Euro pro Quadratmeter wird fast keine Wohnung angeboten, nach oben geht das bis zu 37 Euro. Die Mietpreisbremse umgeht das Unternehmen, indem es wirklich bei jedem Mieterwechsel modernisiert, also auch wenn die Leute nur acht Monate da gewohnt haben. Es ist nicht nur völlig unsinnig, wenn dann eine neue Einbauküche schon wieder auf dem Müll landet, sondern es bedeutet für die anderen Mieter im Haus auch unerträglichen Lärm, Dreck und Baustress. Viele berichten auch über verschleppte Instandsetzungen. Häufig wird erst dann etwas gemacht, wenn die Leute ausziehen. Aufgrund der extrem teuren Mieten ist die Fluktuation sehr groß.
MieterMagazin: Wo wollen Sie ansetzen?
Sabine: Zum einen natürlich über politischen Druck und die Öffentlichkeit. So haben wir am 2. Juni vor der Akelius-Zentrale in Kreuzberg eine Protestaktion durchgeführt. Wir fordern von Akelius, die Wohnungen zur ortsüblichen Vergleichsmiete zu vermieten. Außerdem muss dieser Dauermodernisierungswahn ohne Sinn und Verstand ein Ende haben. Zum anderen geht es uns darum, uns als Mieterinnen und Mieter untereinander zu vernetzen und unsere Erfahrungen auszutauschen, so dass jeder auf dem gleichen Info-Stand ist und seine Rechte kennt. Solange es keine Mietergewerkschaften gibt, haben wir keine andere Möglichkeit, uns zu organisieren. Man steht ja als Einzelner einem Riesen-Konzern gegenüber. Wir sind übrigens auch überregional vernetzt und haben Kontakt zu Initiativen von Hamburg bis New York. Dort ist Akelius auch schon negativ aufgefallen.
MieterMagazin: Sie möchten weder fotografiert noch mit vollem Namen genannt werden. Was befürchten Sie?
Sabine: Ich möchte meinen Mietvertrag nicht riskieren. Akelius nutzt jede Gelegenheit, um unliebsamen Mietern zu kündigen. Wenn die Miete einen Tag zu spät eingeht oder das Jobcenter zu spät überweist, wird gekündigt und kompromisslos eine Räumungsklage verfolgt. Es wird auch auf den Klingelschildern nach Unstimmigkeiten geforscht. So wurde einer Neuköllner Wohngemeinschaft wegen angeblich unerlaubter Untervermietung gekündigt. Sie hatten den Namen ihrer Katze auf das Klingelschild geschrieben. Man darf sich bei Akelius keinen Fehler erlauben.
Das Interview führte Birgit Leiß.
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26.11.2020