Die rebellischen Senioren vom Hansa-Ufer in Moabit lassen nicht locker. Seit fast zwei Jahren kämpfen sie dagegen, aus ihrem Zuhause vertrieben zu werden. Kürzlich war Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) zu Besuch.
„Wir wollen hier in Ruhe alt werden, und zwar gemeinsam“, bekräftigte eine der Hauptaktivistinnen, Christa Kaes. Über 100 000 Unterschriften haben die zum Teil hochbetagten 31 Bewohner bereits per Online-Petition gegen die Modernisierungspläne ihres Eigentümers gesammelt. Der schwedische Immobilienkonzern Akelius hat das ehemals kommunale Seniorenwohnhaus 2007 ohne irgendwelche Auflagen erworben – aus heutiger Sicht ein klarer Fehler, wie man bei Bezirk und Senat unumwunden einräumt. Der Investor plant neben einer umfassenden Modernisierung des 70er-Jahre-Hauses eine Aufstockung um drei Penthaus-Wohnungen sowie einen sechsgeschossigen Neubau im Garten.
Nach etlichen Protestaktionen – begleitet von einem gewaltiges Medienecho – erreichten die kämpferischen Rentner, dass Akelius seine Pläne um drei bis fünf Jahre aufgeschoben hat.
Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. „Wir wollen nicht jahrelang auf einer Baustelle leben, und das alles nur für neu zuziehende Bewohner von Luxuswohnungen“, meinte eine Bewohnerin. Für die zum Teil bettlägerigen oder auf den Rollstuhl angewiesenen Mieter sei das schlicht unzumutbar. Auf der anderen Seite bestreiten auch die Senioren nicht, dass es erheblichen Sanierungsbedarf gibt. „Ganz ohne Lärm und Dreck wird das nicht abgehen“, meinte Justizminister Heiko Maas, der kürzlich im Haus zu Besuch war. Auch die energetische Sanierung sei grundsätzlich sinnvoll. Die Frage sei, wo die Grenze der Belastbarkeit für die Mieter liege.
Um den Informationsfluss zu verbessern, wurde nun ein Runder Tisch vereinbart. An ihm soll neben Akelius auch ein Vertreter des Berliner Senats teilnehmen. Die Hauptforderung der Bewohner ist jedoch ein Rückkauf des Hauses durch die öffentliche Hand. Ob Akelius dem zustimmt, ist fraglich, auch wenn Christa Kaes unter dem Beifall der Anwesenden versprach: „Wir würden in diesem Fall tatkräftig für ein besseres Image von Akelius sorgen.“
Birgit Leiß
03.05.2018