Das im September 2018 gestartete Online-Wohnungstauschportal der sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften bleibt hinter den Erwartungen zurück, wie eine aktuelle Auswertung zeigt. Nun soll die Offline-Ansprache der Mieterhaushalte durch zusätzliche Werbung verbessert werden.
Senioren, die mit Auszug der Kinder weniger Wohnfläche benötigen, tauschen mit Familien mit gewachsenem Platzbedarf – ohne dass sich eine der beiden Nettokaltmieten verändert. Diese Vision hatte der Senat, als er im Herbst 2018 ein Tauschportal im Internet vorstellte, das sich an die 300.000 Mieter der landeseigenen Wohnungen bei Degewo, Gesobau, Gewobag, Howoge, Stadt und Land und WBM richtet.
Jetzt, acht Monate später, steht fest: Den erhofften Erfolg zeigt das Projekt nicht. An zu geringem Interesse der Berliner liegt es nicht: Seit dem Start haben sich 3330 Mieter im Portal registriert – immerhin gut ein Prozent der 300.000 Bestandsmieterhaushalte der Landeseigenen. Auch an Angeboten mangelt es nicht. Insgesamt 2420 Wohnungen wurden auf der Plattform bereits angeboten, Anfang Mai fanden sich 1874 davon noch online. Dennoch waren bislang lediglich 19 Tauschvorhaben erfolgreich, 54 weitere laufen derzeit noch.
„Das große Problem ist, dass wesentlich mehr Personen größere als kleinere Wohnungen suchen“, sagt Dr. David Eberhart vom Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), der die Zahlen ausgewertet hat. Das Verhältnis läge etwa bei 4 :1.
Berlin ist hier kein Einzelfall, wie ein Blick ins Nachbarland Österreich zeigt, wo der Wohnungstausch sogar gesetzlich geregelt ist. Die „Wiener Wohnen“ – größte kommunale Hausverwaltung Europas mit 500.000 Mietern – bietet eine ähnliche Online-Tauschbörse wie in Berlin bereits seit Jahren an. Auch dort wollen sich rund drei Viertel derer, die sich registriert haben, vergrößern – nur ein Viertel sucht eine kleinere Wohnung.
Der Leidensdruck, in einer zu großen Wohnung zu leben, ist sicher deutlich weniger stark als in einer zu kleinen. Verkleinerung bedeutet zudem, den eigenen Hausstand zu reduzieren, Möbel und Erinnerungsstücke aufzugeben, womöglich sogar, den angestammten Kiez mit seinen Netzwerken zu verlassen – gerade für Ältere eine Herausforderung.
Möglicherweise stellt aber auch das digitale Format der Tauschbörse eine Hürde für manch älteren und weniger internetaffinen Mieter dar. Seitens des BBU setzt man daher verstärkt auf Offline-Ansprache: Zum Projektauftakt wurde jeder Bestandsmieterhaushalt über einen Einwurf-Flyer informiert. Zu den Sommerfesten der Gesellschaften sind Aufsteller mit Informationen zur Tauschbörse geplant. Und in den Magazinen der städtischen Wohnungsunternehmen sollen neben Anzeigen, die die Plattform bewerben, auch erfolgreiche Tauschgeschichten veröffentlicht werden.
Startschwierigkeiten beseitigt
Dass auch das technische System noch ausbaufähig zu sein scheint, zeigt eine aktuelle MieterMagazin-Leserzuschrift, in der eine Leserin beklagt, dass sie ihre inzwischen zu groß gewordene Wohnung nicht zum Tausch anbieten könne, weil sie sich bis heute – trotz zahlreicher Mails an die Wohnungsbaugesellschaft Gesobau – nicht im Portal registrieren konnte. Beim BBU ist bekannt, dass es anfangs Probleme mit den im System hinterlegten Mailadressen gab. Diese seien nun aber beseitigt. Zudem verweist der Verband auf die Möglichkeit, telefonisch Kontakt mit der zuständigen Wohnungsbaugesellschaft aufzunehmen und sich zum eigenen Tauschwunsch in einem Kundenzentrum vor Ort beraten zu lassen.
Katharina Buri
Tausch über die Landeseigenen hinaus
Bei der Delegiertenversammlung des Berliner Mietervereins im Mai dieses Jahres wurde einen Antrag verabschiedet, nach dem sich der Mieterverein nun auch gegenüber dem Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) und dem Bundesverband der privaten Immobilienwirtschaft (BFW) dafür einsetzen soll, dass die derzeitigen Wohnungstauschregelungen der städtischen Wohnungsunternehmen auch bei den anderen in diesen Verbänden organisierten Wohnungsunternehmen eingeführt werden. Allein die BFW-Mitglieder verwalten 330.000 Wohnungen in Berlin und Brandenburg.
kb
www.inberlinwohnen.de/wohnungstausch
Lesen Sie auch:
19.06.2019