Das weitgend landeseigene Wohnungsunternehmen Berlinovo setzt weiter auf möblierte Apartments und Zeitmietverträge – auch im Neubau, wie ein Projekt an der Ringslebenstraße zeigt. Die Mietpreisbremse greift hier nicht. In direkter Nachbarschaft zur Gropiusstadt will die Berlinovo neben ihrem bestehenden Apartmenthaus drei achtgeschossige Neubauten errichten.
Von den geplanten 229 Wohnungen haben die meisten nur ein oder eineinhalb Zimmer, lediglich sieben Zweizimmerwohnungen weisen mehr als 50 Quadratmeter auf. Zwei der drei Häuser sind vornehmlich für Senioren vorgesehen. In Haus 3 heißt das Konzept „Hauptstadtwohnen“ und „Mitarbeiterwohnen“. „Hauptstadtwohnen“ nennt die Berlinovo die „Vermietung von möblierten, voll ausgestatteten Apartments zum vorübergehenden Gebrauch (maximal zwölf Monate) für einen begrenzten besonderen Wohnbedarf“. „Mitarbeiterwohnen“ richtet sich vor allem an Beschäftigte von Landesunternehmen. Zur Höhe der Mieten macht die Berlinovo keine Angaben. Eine Mietpreis- und Belegungsbindung wird es für keine Wohnung geben.
Den Bau von familiengerechten Wohnungen sieht die Berlinovo nicht als ihre Aufgabe. „Anders als die sechs weiteren landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften fokussieren wir uns auf dringend benötigten kleinteiligen Wohnraum für Studierende und Berufsstarter sowie insbesondere für Senioren und alleinstehende Beschäftigte“, so Berlinovo-Sprecher Ulrich Kaliner. Die Berlinovo gehört mit ihren rund 20.000 Wohneinheiten „nur“ zu 99,5 Prozent dem Land Berlin und unterliegt auch nicht der Kooperationsvereinbarung mit dem Senat. Diese verordnet den landeseigenen Gesellschaften unter anderem sozialverträgliche Mieten und bei Neubauten einen Anteil von 50 Prozent Sozialwohnungen mit Mietpreis- und Belegungsbindung.
Das Geschäftsmodell der Berlinovo steht schon lange in der Kritik, weil die befristete Vermietung von möblierten Wohnungen dem Vorgehen von privaten Vermietern gleicht, die so die Mietpreisbremse umgehen. Die Mieten in den Berlinovo-Apartments liegen oft weit über dem, was nach den Regeln der Mietpreisbremse zulässig wäre.
„Die Berlinovo macht mit diesem Neubauvorhaben deutlich, dass ihr nicht am leistbaren Wohnungsbau für breite Schichten der Bevölkerung gelegen ist“, kritisiert Wibke Werner, stellvertretende Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins. „Das ist besonders misslich, da sie wirtschaftlich quasi ein landeseigenes Unternehmen ist.“
Jens Sethmann
https://mein.berlin.de/projekte/neubauvorhaben-an-der-ringslebenstrasse-2/
26.10.2021