Am 26. März ist Housing Action Day (HAD). Das Berliner Bündnis gegen Verdrängung und #Mietenwahnsinn plant dazu eine Aktionswoche und ruft Initiativen, Nachbarschaften und Hausgemeinschaften auf, sich mit Aktionen in der ganzen Stadt zu beteiligen.
Wer sich in Berlin für bezahlbare Mieten und gegen die Verdrängung von Mieter:innen engagieren will, hat dazu in der Woche vom 25. März bis 2. April viele Gelegenheiten. Denn rund um den Housing Action Day (HAD) am 26. März, dem europäischen Protesttag gegen gravierende Probleme auf dem Wohnungsmarkt, planen Mieter:innen-Initiativen und wohnungspolitische Bündnisse zahlreiche Aktionen in Berlin. „Wir freuen uns über jede Form von Beteiligung. Frühlingsfeste, Cornern, Kiezspaziergänge oder einfach einen Stuhl nehmen und vor dem Haus sitzen. Der Kreativität sind da wenig Grenzen gesetzt“, sagt Tim, Sprecher des Bündnisses gegen Verdrängung und #Mietenwahnsinn.
Aktionswoche gegen Mietenwahnsinn und Verdrängung
„In diesem Jahr ist das Datum des Housing Action Day kein Zufall“, berichtet Tim. „An dem Tag endet in Frankreich das Moratorium für Zwangsräumungen, wodurch zumindest dort im Winter niemand mehr zwangsgeräumt werden kann. In Deutschland geht das leider weiterhin das ganze Jahr über.“ Zwangsräumungen bei Menschen, die sich ihre Wohnung nicht mehr leisten können, gehören zu den vielen guten Gründe, gemeinsam auf die Straße zu gehen.
Diesmal stehen jedoch – anders als beim ersten HAD vor drei Jahren – ausschließlich dezentrale Veranstaltungen in der Aktionswoche an. Das hat verschiedene Gründe, sagt Tim: „Am 25. März ist der Weltklimatag und wir sind eingeladen worden, in einem Block mitzulaufen. Das wollen wir machen, doch zwei sehr große Einzelaktionen sind in einer Woche kaum zu stemmen. Außerdem wollen wir der Vernetzung und Vielzahl unserer Initiativen mehr Sichtbarkeit geben und zeigen, dass überall in der Stadt verteilt aktive Mieter:innen sind und kämpfen.“
Der Veranstaltungskalender füllt sich kurz vor der Aktionswoche immer mehr. Einige bekannte Berliner Initiativen, wie die Kiezversammlung44, Bizim Kiez und die Initiative Blaczko-Mieter:innen haben Kundgebungen und Veranstaltungen, darunter auch einen Geisterkorso, angemeldet. „In Pankow wird es am 27. März eine Diskussion zum Auslaufen von Sozialbindungen im sozialen Wohnungsbau geben“, führt Tim weiter aus. Auf der Internetseite des Bündnisses gegen Verdrängung und #Mietenwahnsinn gibt es einen Veranstaltungskalender, in den alle Initiativen und Hausgemeinschaften ihre Aktionen eintragen und die Art ihrer Veranstaltung vorstellen können.
Sie planen eine Aktion für den Housing Action Day 2022?
Bei größeren Aktionen freut sich das Bündnis über eine E-Mail mit Ihrem Namen und einer Kurzbeschreibung der Aktivitäten an: mail@mietenwahnsinn.info.
Außerdem können Sie Ihre Veranstaltungen direkt im Aktionskalender eintragen.
Netzwerke schaffen, Kräfte mobilisieren und bündeln
„Wir sind ein außerparlamentarisches Bündnis, das aus vielen verschiedenen wohnungspolitischen Initiativen besteht“, erzählt Tim über das Bündnis gegen Verdrängung und #Mietenwahnsinn, das 2018 entstand und schnell große Aufmerksamkeit erzielte. „Das lag wohl daran, dass wir ziemlich zügig mit gebündelter Kraft aus unterschiedlichsten Erfahrungsschätzen große Demonstrationen auf die Beine stellen konnten.“ Außerdem veranstaltet das Bündnis immer wieder auch kleinere Kundgebungen bei Treffen von Investor:innen und Immobilienentscheider:innen, positioniert sich regelmäßig aktiv gegen berüchtigte Eigentümer:innen.
Aus dem Zusammenschluss von Gruppen, die zum Teil schon seit Jahren in der Stadt etabliert sind, entstand eine bis dahin in dieser Form nicht vorhandene Plattform zum Austausch. Alles wird in einem offenen Treffen besprochen, das jeden Dienstag um 19 Uhr stattfindet. Auf diesem Forum können gemeinsame Vorhaben diskutiert und angegangen, aber auch die Aktionen der einzelnen Bündnisteilnehmer:innen unterstützt werden.
Die Vernetzung des Bündnisses geht jedoch über Berlin hinaus. Hamburg, Bochum, Frankfurt, Stuttgart: Initiativen aus vielen Städten haben sich in einem bundesweiten Mietenwahnsinn-Bündnis zusammengetan und tauschen sich regelmäßig aus. Schon kurz nach der Entstehung des Bündnisses kam es zum Kontakt mit der European Action Coalition, einer Initiativen-Vernetzung aus 19 europäischen Ländern, die seit 2013 existiert. Diese hatte vor drei Jahren erstmals zum internationalen Housing Action Day aufgerufen und das Mietenwahnsinn-Bündnis organisierte damals eine große Demonstration in Berlin.
Dezentral und trotzdem vereint für die Sache
Anders als damals wird es 2022 eine Vielzahl dezentraler Aktionen geben. Wichtig ist jedoch, dass dezentral nicht für „allein“ steht. All die Initiativen und Gruppen vereint der Wille, gemeinsam für ein Recht auf Wohnen aktiv zu werden. Sichtbarkeit will das Bündnis da schaffen, wo es notwendig ist: überall. Tim sagt: „Wenn wir uns Politik und Wirtschaft anschauen, wird offensichtlich, dass sich ohne uns nichts ändern wird!“
Es kommt auf jede und jeden an. Alle Mieter:innen sind eingeladen, sich an den Aktionstagen zu beteiligen. Machen Sie mit! Sie müssen sich nicht vorher beim Bündnis anmelden, im Kalender eintragen oder „eine große Sache“ planen. Es ist auch nicht notwendig, dass Sie in einer Gruppe organisiert sind. Jede und jeder kann entweder eine eigene Aktion planen oder sich einer der bereits geplanten Aktionen anschließen.
Auf seiner Internetseite stellt das Bündnis gegen Verdrängung und #Mietenwahnsinn Flyer und Plakate zum Download bereit, um auch die Bewerbung dezentral zu ermöglichen. Sie können Plakate und Flyer auch direkt am Treffpunkt des Bündnisses abholen, im Kiezanker36 in Kreuzberg.
16.03.2022