In der Nogatstraße 1 – in der Presse schon mal als eine der schlimmsten „Schrottimmobilien“ Deutschlands bezeichnet – hagelt es Kündigungen. Die dort wohnen, hatten sich wegen der unhaltbaren Zustände an die Wohnungsaufsicht gewandt.
Einige der Mietparteien leben nun schon seit zehn Jahren mit kaputten Fenstern, Ratten, Heizungsausfällen und Wasserschäden. Von „unwürdigen Zuständen“ spricht Neuköllns Stadtrat für Stadtentwicklung, Jochen Biedermann (Bündnis 90/Die Grünen). Insgesamt 61 ordnungsrechtliche Verfahren hat das Bezirksamt in den letzten Jahren eingeleitet, 54 davon wegen gravierender Mängel in den Wohnungen.
Der Eigentümer, der ehemalige CDU-Funktionär Thilo Peter, der das Haus zeitweise mit seinem Bruder verwaltete, hat hier Arbeitsmigrant:innen, hauptsächlich aus Bulgarien und Rumänien, einquartiert. Roma würden sich nicht so viel beschweren, hatte der Bruder 2012 in einem Interview mit dem ZDF gesagt. Doch mittlerweile ist einiges in Bewegung geraten. Das nahegelegene Nachbarschaftsheim Neukölln, das einen guten Draht zu den Familien hat, bestärkte die Bewohner:innen, ihre Rechte in Anspruch zu nehmen. „Wir haben an allen Türen geklingelt und über unsere Mieterberatung informiert“, erklärt Jochen Biedermann.
Inzwischen haben neun Mietparteien eine Kündigung wegen angeblicher Zahlungsrückstände bekommen. Das Problem: Wie häufig bei solchen „mafiaähnlichen Strukturen“ – so der Tagesspiegel nach einer entsprechenden Recherche – wird die Miete bar und ohne Quittung kassiert. Vor dem Amtsgericht konnte der Mieter seine Zahlung nicht belegen und der Räumungsklage des Eigentümers wurde stattgegeben. Rechtsanwältin Britta Lüers ist zuversichtlich, dass Vermieter Peter damit nicht durchkommt.
Birgit Leiß
Lesen Sie auch:
26.04.2023