Eine Holzbauinitiative soll deutschlandweit für mehr Einsatz des umweltfreundlichen Rohstoffes sorgen. Das ist auch in Berlin nötig. Obwohl hier viele baurechtliche Hürden abgeräumt wurden, haben landeseigene Wohnungsunternehmen bisher noch viel zu wenig mit Holz gebaut.
Als im Oktober in Berlin die Holzbauinitiative des Bundesbau- und Bundesumweltministeriums öffentlich präsentiert wurde, war Deutschlands größtes Holzbau-Vorhaben längst aus den Startlöchern. Mit dem Schumacher-Quartier entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel ein ganzer Stadtteil in Holzbauweise. Ende 2026 könnten die ersten fertigen Häuser übergeben und dann nach und nach über 5000 Wohnungen für mehr als 10.000 Menschen bezugsfertig werden. Das Projekt soll beweisen, dass mit dem Rohstoff nicht nur klimaverträglicher, sondern auch massenhaft und bezahlbar gebaut werden kann.
Holzbauinitiative soll für höhere Bauzahlen sorgen
Auch dem kommunalen Wohnungsbau in der Stadt könnte das Auftrieb geben. Denn obwohl mit Novellierungen der Berliner Bauordnung dem mehrgeschossigen Holzbau immer wieder Steine aus dem Weg geräumt wurden, nahm der Bau von Holzhäusern etwa durch die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften nur langsam Fahrt auf: Zwischen Herbst 2021 und Januar 2023 waren – nach Auskunft des Abgeordnetenhauses auf eine Anfrage des Grünen-Politikers Andreas Otto – durch das Land Berlin und die Landesbetriebe gerade einmal 22 Gebäude in Holzbauweise fertiggestellt worden. Bei 17 Projekten handelt es sich um Sporthallen oder Ergänzungsbauten für Schulen. Fünf Wohnungsbauvorhaben realisierte die städtische Howoge, zwei weitere Holzbauprojekte stehen kurz vor der Fertigstellung. Es soll aber deutlich mehr werden – die Gewobag plant und baut derzeit 900 Wohnungen in Holzbauweise. Aber trotz der Fortschritte machen Holzbauten bei den Landeseigenen bisher nur einen Bruchteil ihrer Wohnungsbauprojekte aus.
Die Holzbauinitiative, die bis 2030 konzipiert ist, will deutschlandweit für mehr Quantität sorgen: Mit neuen Anreizen, mehr Ausbildung, Fachkräftesicherung, verbesserten rechtlichen Rahmenbedingungen, aber auch durch die Sicherung von Rohstoffversorgung und Wertschöpfungsketten.
Beim letzten Punkt ist Berlin auf einem guten Weg. „Zu Beginn unserer Planungen wollten wir hier eigens für das Schumacher-Quartier eine ,Bauhütte‘ ins Leben rufen“, erinnert sich Gudrun Sack, Geschäftsführerin der Tegel Projekt GmbH. Neben Handwerksgruppen sollten auch Forschungseinrichtungen und Ideengeber dem Verbund angehören.
„Aber in den vergangenen zwei Jahren hat sich im Berliner Umland so viel Holzindustrie angesiedelt, dass es unnötig ist, eine eigene Infrastruktur zu entwickeln“, erläutert die Architektin. Außerdem knüpfte der „Landesbeirat Holz Berlin-Brandenburg e.V“ in der Region ein Netzwerk aus Verbänden, Hochschulen und Unternehmen. Das Gremium informiert, organisiert den Austausch, initiiert Projekte und berät nicht zuletzt die Politik.
„Und den Rohstoff, die Kiefer, haben wir hier praktisch vor der Haustür“, sagt Gudrun Sack. „Für die nächsten 10 bis 15 Jahre ist die Versorgung mit hartem, gutem Bauholz gesichert.“
Rosemarie Mieder
Im Brandenburger Wald dominiert der Nadelbaum
Rund ein Drittel der Fläche Deutschlands (circa 11 Millionen Hektar) ist mit Wald bedeckt. Der enthält einen Holzvorrat von 336 Kubikmetern pro Hektar. Noch dominieren die Nadelbäume Fichte (25 %) und Kiefer (23 %). Der Brandenburger Wald besteht sogar zu 73 % aus Kiefern. Diese Menge sorgt für ausreichend Bauholz in der Region. Mittelfristig. Denn der dringend notwendige Umbau des Waldes wird das ändern. Deshalb setzt die Holzbauinitiative auch auf Forschungsschwerpunkte, zu denen mögliches Holzrecycling und ein verstärkter Einsatz von Laubholz im Baubereich gehören.
rm
26.10.2023