Einen deutlichen Anstieg der Neuvertragsmieten in Berlin meldet der kürzlich veröffentlichte Wohnungsmarktreport 2017. Dabei verzeichnen die bisher preiswerteren Wohngebiete die höchsten Anstiege. Der Berliner Mieterverein (BMV) spricht von einer „schonungslosen Darstellung des Marktversagens“.
Die Mieten bei Neuvermietungen haben in Berlin im vergangenen Jahr um durchschnittlich 5,6 Prozent zugelegt und liegen damit bei 9 Euro nettokalt pro Quadratmeter. In den zentralen Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte liegen sie deutlich über 10 Euro und erreichen Spitzenwerte von 15 bis 17 Euro. Am günstigsten sind sie mit durchschnittlich 6,70 Euro noch im Plattenbaubezirk Marzahn-Hellersdorf, haben dort aber mit 10,2 Prozent den zweithöchsten Wert bei den prozentualen Verteuerungen zu verzeichnen. Am meisten hat der Bezirk Neukölln (plus 17,1 Prozent) zugelegt, der mit 9,47 Euro auch schon deutlich über dem Berliner Durchschnitt liegt.
Eine „schonungslose Marktrealität“ (BMV-Geschäftsführer Reiner Wild) zeige sich auch in dem Umstand, dass günstiger Wohnraum, wo noch vorhanden, mit erheblichen Qualitätsnachteilen bei Lage, Zustand, Wohnumfeld und Lärmbelästigung erkauft werden muss.
Anlass zur Sorge gibt dem Verein auch die Tatsache, dass mittlerweile mehr als ein Viertel der auf den Vermittlungsportalen angebotenen Wohnungen möbliert vermietet wird. Zwar unterliegen auch diese Neuvertragsabschlüsse grundsätzlich der Mietpreisbremse, aber gegenüber Verträgen über unmöblierte Wohnungen ist wegen des Möblierungszuschlags die verlangte Miete für den Mieter noch schwerer auf ihre Zulässigkeit zu überprüfen. Laut Studie wurde 2016 für möblierten Wohnraum eine durchschnittliche Miete von 15,72 Euro ermittelt – ein Wert, der aber die Vergleichbarkeit insofern erschwert, als in seine Berechnung sowohl Kalt- wie auch Warmmieten eingeflossen sind.
Für den Mieterverein zeigen die Ergebnisse des Reports, dass bislang weder die Berliner Neubaumaßnahmen noch die von der Bundesregierung als Steuerungselement eingeführte Mietpreisbreme Wirkung zeigen. Wild: „Der Wohnungsmarkt trägt immer mehr zur Spaltung der Gesellschaft bei.“
Udo Hildenstab
06.07.2019