Zwei von drei Mietern des Wohnungsunternehmens Deutsche Wohnen sind mit ihrem Vermieter zufrieden. Dieses Umfrageergebnis ist für die Deutsche Wohnen allerdings nicht so schmeichelhaft, wie es auf den ersten Blick erscheint.
Die börsennotierte Deutsche Wohnen hat unter Mietern ein sehr schlechtes Image. Das kann auch die im vergangenen Sommer durchgeführte Befragung der 161.000 Mietparteien – davon 110.000 in Berlin – nicht aufpolieren. In Berlin sind 33 Prozent ihrer Mieter mit der Deutschen Wohnen unzufrieden, neun Prozent sogar sehr unzufrieden.
Verglichen mit anderen Umfragen liegt die Zufriedenheit bei der Deutschen Wohnen deutlich unter dem Durchschnitt, denn meist geben mehr als 80 Prozent der Menschen an, mit ihrer Wohnsituation zufrieden zu sein. Je geringer ihnen die Möglichkeiten zu einer Verbesserung erscheinen – etwa durch fehlende Alternativen auf dem Wohnungsmarkt –, desto eher finden sie sich mit der Situation ab.
Der Berliner Mieterverein hatte von einer Teilnahme an der Umfrage abgeraten, weil persönliche Daten abgefragt wurden. Zwar sicherte die Deutsche Wohnen die Anonymität der Befragung zu, doch waren die Fragebögen mit Kundennummern versehen, die eine Rückverfolgung der Antworten ermöglichen.
Erfragt wurden auch allgemeine Lebenseinstellungen und Haltungen zur Wohnungseinrichtung, etwa ob es einem gefällt, „wenn jemand bewusst Einrichtungsgegenstände aus unterschiedlichen Stilrichtungen kombiniert“. Die Begründung, warum so etwas erfragt wurde, wirft neue Fragen auf. Man wollte „Themen und Inhalte für Zusatzangebote wie beispielsweise eine Mieter-App erfahren“, so Deutsche-Wohnen-Sprecherin Mira Schnittger.
Etwas seltsam erscheinen die Folgerungen, die die Deutsche Wohnen aus der Umfrage zieht. Vorstand Michael Zahn kündigte in einem Interview mit der Berliner Morgenpost an, die Haustürschlüssel abzuschaffen und Türöffnersysteme mit Zugangscode zu installieren, weil die Mehrzahl der Mieter angegeben hat, dass ihnen das Thema Sicherheit wichtig sei. Zudem will die Deutsche Wohnen weiterhin mehr Hausmeister einstellen. Damit hatte sie allerdings schon vor der Umfrage begonnen. Die seit Jahren geäußerten Beschwerden über fehlende Ansprechpartner vor Ort hatte die Deutsche Wohnen also auch ohne Fragebogenaktion registriert.
Jens Sethmann
27.02.2018