Werden Wohngebäude energetisch saniert, können meist deutlich Heizkosten eingespart werden. Für die Mieter lohnt sich das allerdings nur dann, wenn die Miete durch die Modernisierung nicht unverhältnismäßig steigt.
„Wegen der ständig steigenden Energiepreise wollten wir unser Wohngebäude umfassend sanieren“, sagt Birgitt Michels, Vorstandsmitglied der Mariendorf-Lichtenrader Baugenossenschaft. Also sanierte das Unternehmen die komplette Gebäudehülle im Simplonweg: Die Fenster wurden erneuert, Keller und Dachböden wärmegedämmt, das Dach durch ein neues ersetzt. Die alten Nachtspeicheröfen und Gasetagenheizungen wurden ausgetauscht gegen eine Luft/Wasser-Wärmepumpe, die die Wärme, die in der Außenluft vorhanden ist, nutzt und das Haus mit Heizenergie und Warmwasser versorgt. Der Aufwand für diese Art der Wärmeerzeugung ist gering, denn die Luft wird einfach angesaugt und die Wärme mittels Wärmetauscher ins Heizsystem geleitet. Da Wärmepumpen bei Minustemperaturen nicht ausreichen, wurde die Anlage im Simpsonweg mit einer Gaszentralheizung gekoppelt.
„Wir rechnen mit einer Heizkostenersparnis von 50 Prozent. Das ist etwa doppelt so viel wie bei einer Solaranlage“, so Michels von der Baugenossenschaft. 600.000 Euro hat die energetische Sanierung insgesamt gekostet, finanziert zum größten Teil über ein zinsverbilligtes Darlehen der KfW-Förderbank. Für die Mieter bedeutet das eine Mieterhöhung, die nach einer vorläufigen groben Schätzung Mehrkosten von 1,20 Euro pro Quadratmeter unter Berücksichtigung der Förderung bedeutet – bei einer Einsparung von 48 Cent pro Quadratmeter bei der Heizung. Hartmann Vetter, Hauptgeschäftsführer des Berliner Mietervereins (BMV): „Hier wird eine gute Idee ad absurdum geführt.“
Auch der Deutsche Mieterbund (DMB) mahnt an, bei derartigen Energieeinsparmaßnahmen darauf zu achten, dass sie auch wirtschaftlich sind. „Grundsätzlich sind energetische Sanierungen gerade angesichts steigender Energiekosten sinnvoll“, so DMB-Sprecher Ulrich Ropertz. „Kosten und Nutzen müssen aber in einer vernünftigen Relation zueinander stehen.“
Kristina Simons
MieterMagazin 4/08
Die Wärmepumpe ist vorbildlich – die Kosten-Nutzen-Rechnung ist es nicht
Foto: Mariendorf – Lichtenrader Baugenossenschaft eG
04.06.2018