Ohne große Rücksicht auf die Mieter baut der schwedische Wohnungskonzern Akelius im Bezirk Prenzlauer Berg Dachgeschosse aus. Mit derselben Wohnanlage steigt das Unternehmen nun auch ins Umwandlungsgeschäft ein.
Seit zwei Jahren ist die Wohnanlage zwischen Eugen-Schönhaar- und Bötzowstraße in Prenzlauer Berg eine bewohnte Großbaustelle. Die Wohnblöcke mit knapp 400 Wohnungen sind Teil der in den 1930er Jahren gebauten Grünen Stadt. Akelius baut hier unter anderem die Dachgeschosse aus und trägt dazu die Dächer ab. Die Mieter darunter haben mit Wasserschäden und Rissen an Decken und Wänden zu kämpfen, die Räume lassen sich schlecht beheizen, und es bildet sich Schimmel. Dazu kommen Lärm, Staub und Verdunkelung durch die Baugerüste. Trotz zweier Begehungen mit Bezirkspolitikern hat sich die Lage auf der Baustelle nicht verbessert. Akelius schiebt die Verantwortung auf die Baufirmen ab. Die Mieter haben den Eindruck, das Unternehmen verfolge eine „Hinhaltetaktik“.
Gleichzeitig hat Akelius im Oktober 2020 für alle Wohnungen der Anlage Abgeschlossenheitsbescheinigungen eingeholt. Dies ist der erste Schritt zur Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen. Weil die Grüne Stadt zu den wenigen Vierteln in Prenzlauer Berg gehört, die nicht unter Milieuschutz stehen, kann der Bezirk nichts gegen die Umwandlung und den Einzelverkauf unternehmen.
In Schweden und Hamburg betreibt Akelius schon länger das Umwandlungsgeschäft. Seit letztem Herbst bietet das Unternehmen nun auch in Berlin testweise Wohnungen zum Verkauf an. In zwei Häusern in Mitte und Wilmersdorf werden dabei Preise von 8000 bis über 10.000 Euro pro Quadratmeter aufgerufen.
Auch bei der Vermietung ist Akelius ein Preistreiber. Der Konzern schreibt Schattenmieten in die Mietverträge, die beim Auslaufen oder Ungültigwerden des Mietendeckels fällig werden sollen. Sie sind mindestens doppelt so hoch wie die gesetzlich zulässige Miete und erreichen durchaus auch 20 Euro pro Quadratmeter nettokalt.
Akelius steht zudem im Verdacht, mit fingierten Share Deals die Grunderwerbssteuer zu umgehen. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Cansel Kiziltepe hat im September bei der Steuerfahndung Anzeige erstattet.
Mit 14.000 Wohnungen in Berlin gehört Akelius zu den großen Wohnungsunternehmen, die mit dem Volksbegehren „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ vergesellschaftet werden sollen.
Jens Sethmann
Interview mit der Akelius-Mieterinitiative: „Modernisierungswahn ohne Sinn und Verstand“
25.03.2021