Drei Viertel der deutschen Mieter sind nicht bereit beziehungsweise nicht in der Lage, sich an den Kosten für energetische Sanierungen zu beteiligen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Immobilienportals „ImmobilienScout24“. Zudem offenbart die Befragung Wissenslücken – auch beim beauftragten Meinungsforschungsinstitut.
1041 Mieterhaushalte hatten sich an der repräsentativen Online-Befragung mit dem Titel „Energiewende – wer zahlt dafür?“ beteiligt. Kurioserweise wurde dabei gefragt: „Haben Sie schon davon gehört, dass Vermieter nach den Plänen der Bundesregierung elf Prozent der Sanierungskosten für energetische Modernisierungen auf die Mieter abwälzen dürfen?“ Nur der Hälfte der Befragten war darüber informiert – was umso bemerkenswerter ist, weil es diese gesetzliche Regelung längst gibt.
„Da ist uns in der Tat ein Fehler unterlaufen“, räumt die Sprecherin von ImmoScout ein. An den Ergebnissen ändere dies jedoch nichts, insbesondere sei eine geringe Zahlungsbereitschaft deutlich geworden. 75 Prozent lehnen die Möglichkeit der Kostenabwälzung für Wärmedämmung, neue Fenster und ähnliche energiesparende Maßnahmen grundsätzlich ab, nur 16 Prozent sind dafür. Lediglich jeder Fünfte würde eine um bis zu 50 Euro teurere Miete akzeptieren, wenn sein Haus energieeffizient modernisiert wird. Die Mehrzahl, nämlich 43 Prozent, will nur so viel mehr an Miete zahlen, wie durch geringere Nebenkosten eingespart wird. 23 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich überhaupt keine Mieterhöhung leisten können, fast jeder Zehnte würde in diesem Fall sogar ausziehen. Wie die Umfrage belegt, ist die Mietbelastung bereits jetzt sehr hoch. Demnach muss jeder Fünfte 30 bis 40 Prozent seines Haushaltseinkommens für die Warmmiete aufbringen.
„Die Ergebnisse zeigen, dass der überwiegende Teil der befragten Mieterhaushalte eine weitere Belastung durch die energetische Sanierung nicht akzeptiert“, meint der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild. Für die Mietrechtsreform der schwarz-gelben Bundesregierung bedeute dies: Mieter schützen statt mehr belasten.
Birgit Leiß
MieterMagazin 5/12
Mieterhöhungen infolge energetischer Sanierung sind für die meisten nicht mehr bezahlbar
Foto: epr
05.02.2018