Die energetische Sanierung, die die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewobag in der Raumerstraße 13 durchführt, ist – vorsichtig ausgedrückt – rätselhaft. Geplant ist nicht nur ein überdimensionierter Aufzug, sondern auch der Austausch der Holz-Kastendoppelfenster. Als völlig unwirtschaftlich und unökologisch wird dies von den Mietern kritisiert.
Mit einem Höllenlärm wird in dem Altbau am Helmholtzplatz derzeit ein Achtpersonenaufzug eingebaut. Vergeblich hatten die Mieter versucht, die Gewobag von diesem Vorhaben abzubringen. Sie monieren nicht nur die hohen Kosten, sondern auch die Verschattung ihrer Wohnungen. Zudem muss die Hälfte der Treppenhausfenster zugemauert werden. Künftig wird Tag und Nacht eine künstliche Beleuchtung notwendig sein. Das MieterMagazin hatte bereits in seiner Ausgabe 7+8/2015 über den Fall berichtet („Aufzug vor dem Fenster“).
Die Gewobag argumentiert, ein solcher Aufzug sei wegen des Dachgeschossausbaus von der Bauordnung vorgeschrieben. Doch dort heißt es lediglich, dass Kinderwagen und Rollstuhl hineinpassen müssen. Das wäre auch bei den sonst üblichen Vierpersonenaufzügen der Fall. Von Barrierefreiheit kann außerdem keine Rede sein, der Fahrstuhl wird nur auf halber Treppe halten. „Uns ist nirgendwo im Kiez ein solch gigantischer Aufzug bekannt, auch in dem Eckhaus Raumerstraße 9/Schliemannstraße 36 baut die Gewobag einen kleineren Aufzug ein“, sagt Mieterin Tina Kitzing. Ob die Gewobag hier Einsicht zeigt, bleibt unklar. Eine Bitte um Stellungnahme durch das MieterMagazin blieb unbeantwortet.
Die Mieter ärgern sich auch darüber, dass die beiden neu entstehenden Dachgeschosswohnungen nicht für Familien geeignet sind. In den 95 und 115 Quadratmeter großen Lofts ist zwar eine riesige Terrasse vorgesehen, aber kein Kinderzimmer geplant.
Mittlerweile werden die Mieter vom bau- und wohnungspolitischen Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Andreas Otto, unterstützt. In einem Schreiben an die Geschäftsführung der Gewobag setzte er sich für den Erhalt der Doppelkastenfenster aus Holz ein. Aus ökologischen und ästhetischen Aspekten sei ihre energetische Ertüchtigung den vorgesehenen „Plastefenstern“ vorzuziehen. Das sei auch die Linie des Senats.
Birgit Leiß
06.06.2018