Mit Verhandlungsbereitschaft und jeder Menge öffentlichem Druck hat die Mieterinitiative Gontermannstraße erreicht, dass die „Buwog Group“ ihre angekündigte Modernisierung abgespeckt hat. Als Erfolg will die Mieterschaft das dennoch nicht feiern.
Der Protest der Bewohner gegen die teure energetische Modernisierung der 232 Wohnungen in Tempelhof hatte im April zur Einberufung eines Runden Tisches geführt (das MieterMagazin berichtete in Ausgabe 5/17: „Ohne jedes Augenmaß“). Bisher traf man sich dreimal. Mit dabei waren Vertreter der Buwog Group, der Mieterinitiative sowie einige Bezirkspolitiker, moderiert wurden die Gesprächsrunden von Jörn Oltmann (Grüne), Baustadtrat von Tempelhof-Schöneberg.
Der neueste Kompromissvorschlag, der Mitte Juni von der börsennotierten Buwog Group vorgelegt wurde, sieht statt der ursprünglich angekündigten Modernisierungsumlage von 2,81 Euro pro Quadratmeter eine Umlage von 1,95 Euro vor. Dieses Angebot ist allerdings daran geknüpft, dass die noch ausstehende Genehmigung durch die Verwaltung zügig erteilt wird. Diese hatte ursprünglich vorgeschlagen, die straßenseitigen Fenster und Fassaden lediglich instandzusetzen, damit das historische Stadtbild erhalten bleibt. Die derzeit geplanten Fenster entsprächen nicht der geltenden Erhaltungsverordnung für die Fritz-Bräuning-Siedlung, so die Verwaltung. Doch offenbar sah man wenig Chancen, das durchsetzen zu können.
Als weiteres Zugeständnis soll die Mieterhöhung bei 30 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens gekappt werden. Zwar ist eine Härtefallregelung gesetzlich festgelegt, allerdings soll den Mietern der Gontermannstraße garantiert werden, dass die Härtegründe bereits vor Beginn der Baumaßnahme geprüft werden und dass es keine Gerichtsprozesse geben wird. „Glücklich sind wir damit nicht, pro Wohnung bedeutet das immer noch eine Mietsteigerung von rund 140 Euro“, sagt Franziska Schulte von der Mieterinitiative.
Eine bittere Pille ist zudem der Einbau von Kunststofffenstern, auf dem die Buwog Group beharrt. Die Initiative fordert den Erhalt der Kastendoppelfenster sowie eine Umlage von maximal 1,80 Euro. Zudem sollen weitere Mieterhöhungen für die nächsten acht Jahre ausgeschlossen sein. Kurz nach Redaktionsschluss gab es eine Einigung zwischen Buwog, Bezirk und Mietern. Das MieterMagazin wird berichten.
Birgit Leiß
02.01.2018