Im vergangenen Jahr sind in Berlin deutlich mehr Wohnungen neu gebaut worden als in den Jahren zuvor. Doch dem Bedarf hinkt das Baugeschehen immer noch hinterher.
Insgesamt 16.706 neue Wohnungen sind laut Amt für Statistik Berlin-Brandenburg im Jahr 2018 in der Hauptstadt entstanden. Das sind 1037 Wohnungen oder 6,6 Prozent mehr als 2017. Im Neubau wurden 14.463 Wohnungen fertiggestellt, 12,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Die übrigen 2243 Wohnungen sind durch Aus- und Umbauten entstanden. Deren Zahl ist gegenüber 2855 Wohnungen im Jahr 2017 um ein Fünftel gesunken.
Mehr als drei Viertel der neuen Wohnungen entstanden in Mehrfamilienhäusern, nämlich 12.858 Wohneinheiten. Der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr beträgt hier 12,7 Prozent. In Ein- und Zweifamilienhäusern stieg die Zahl der Fertigstellungen 2018 um 6,7 Prozent auf 1469 neue Wohnungen.
Die steigenden Wohnungsbauzahlen sind „eine gute Nachricht für Wohnungssuchende“, sagt Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher. Sie weiß aber auch, dass vor allem bezahlbare Wohnungen gesucht werden. Deshalb will sie den Anteil der geförderten Wohnungen weiter ausbauen, intensiver mit Genossenschaften zusammenarbeiten und private Bauherren konsequent zur Errichtung von mietpreis- und belegungsgebundenem Wohnraum verpflichten. Die landeseigenen Wohnungsunternehmen bauen seit 2017 ohnehin mindestens zur Hälfte Sozialwohnungen. „Wir werden nicht nachlassen und müssen gemeinsam weiter daran arbeiten, das hohe Niveau zu halten und auszubauen“, so Senatorin Lompscher.
Auf die Bezirke verteilt sich die Neubautätigkeit sehr ungleichmäßig. Spitzenreiter ist Treptow-Köpenick mit 2545 neuen Wohnungen, gefolgt von Mitte, Pankow und Lichtenberg mit jeweils über 2000 Wohnungen. Weniger als 800 Wohnungen sind in Neukölln, Steglitz-Zehlendorf und Tempelhof-Schöneberg entstanden, absolutes Schlusslicht ist Reinickendorf mit nur 436 fertiggestellten Wohnungen. An verfügbaren Bauflächen liegt es nicht: Im kleinsten und dichtest besiedelten Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg entstanden fast viermal so viele Wohnungen wie im weitläufigen Reinickendorf. Vielmehr scheinen einige Bezirksverwaltungen die Notwendigkeit des Wohnungsbaus noch nicht erkannt zu haben.
Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften haben im Mai ihre Neubauprognose nach oben korrigiert. Die sechs Unternehmen gehen davon aus, dass sie die Zahl der seit 2017 fertiggestellten Wohnungen bis Ende 2021 um mehr als 2100 Wohnungen auf insgesamt 26.149 steigern können. Weitere rund 5400 landeseigene Wohnungen sollen dann im Bau sein. Gelungen sei das „durch die Beschleunigung bestehender, aber auch durch den Start neuer Projekte“, wie Senatorin Lompscher erklärt. Das selbstgesteckte Ziel der rot-rot-grünen Koalition von 30.000 landeseigenen Neubauwohnungen wird damit jedoch nicht ganz erreicht.
Zwischen Genehmigung und Bau liegen Jahre
Im ersten Quartal 2019 ist auch die Zahl der Baugenehmigungen gestiegen. Insgesamt wurden in Berlin Genehmigungen für 4840 Wohnungen erteilt – ein Plus von 11,9 Prozent gegenüber dem ersten Vierteljahr 2018. Zwischen einer Baugenehmigung und dem Bezug der Wohnung liegen aber oft mehrere Jahre, nicht selten spielen spekulative Gründe eine Rolle. „Wir arbeiten weiter daran, dass aus den Genehmigungszahlen schnell bezugsfertige Wohnungen werden“, betont Katrin Lompscher.
Jens Sethmann
Deutschlandweit enttäuschend
Noch deutlicher als in Berlin bleiben die bundesweiten Neubauzahlen hinter den Erwartungen zurück. Statt der angestrebten 375.000 Neubauwohnungen wurden im Jahr 2018 nur knapp 286.000 Wohnungen gebaut. Weniger als die Hälfte davon – 134.084 Wohnungen – entstanden im Geschosswohnungsbau. Darunter waren 64.649 wiederum teure Eigentumswohnungen und nur 69.435 klassische Mietwohnungen. „Enttäuschend“ nennt Ulrich Ropertz, Geschäftsführer des Deutschen Mieterbundes (DMB), die Zahlen. „Eine Wende beim Wohnungsneubau ist nicht in Sicht“, so Ropertz. „Es wird auch weiterhin zu wenig und zu teuer gebaut, vor allem werden viel zu wenige bezahlbare Mietwohnungen in den Ballungszentren gebaut.“ Aus Sicht des DMB müssen pro Jahr mindestens 80.000 Sozialwohnungen und weitere 120.000 bezahlbare Mietwohnungen fertiggestellt werden.
js
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19.06.2019