Während vor Gericht um den Abriss der Habersaathstraße 40-48 gestritten wird, leert sich der Wohnblock mit seinen rund 106 Wohnungen allmählich immer mehr. Vom Bezirksamt kommen zwar markige Worte, aber bislang wenig konkrete Unterstützung.
„Wir wohnen jetzt sozusagen ein Jahr ohne Mietvertrag“, erklärt Theo Diekmann, Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) Habersaathstraße. Zum 31. Mai 2019 war allen Mietern gekündigt worden. Der Eigentümer, die Firma Arcadia Estates, will den 1984 für Mitarbeiter der Charité erbauten Block abreißen und stattdessen Luxuswohnungen samt Tiefgarage bauen. Viele können die unsichere Wohnsituation nicht mehr aushalten und lassen sich auf die Abfindungsangebote von 30.000 bis 50.000 Euro ein.
Der Bezirk Mitte hat den Abrissantrag abgelehnt. Dagegen hat der Eigentümer Klage eingereicht. Ein Gerichtstermin steht nach Auskunft von Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) noch nicht fest. Man gehe von schützenswertem Wohnraum im Sinne der Zweckentfremdungsverbotverordnung aus. Das bedeutet, dass der Eigentümer nur abreißen darf, wenn er die gleiche Anzahl von Ersatzwohnungen schafft.
Die IG fordert indes, dass endlich der Leerstand geahndet wird und die Wohnungen wieder vermietet werden. Außerdem will man eine Rekommunalisierung. Im Jahre 2006 war die wegen seiner bunten Fassade so genannte Papageienplatte vom Land Berlin für schlappe 2 Millionen Euro verkauft worden. Mitte Juni erklärte sich die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte solidarisch mit den Forderungen der IG.
„Leider ist der Eigentümer nach wie vor nicht an einem Verkauf interessiert“, so Stadtrat Gothe. Gespräche dazu seien ins Leere gelaufen. Die Habersaathstraße 40-48 ist für den Baustadtrat ein besonders eindrucksvoller Fall von Immobilienspekulation: „Der Vermieter hat in der Vergangenheit sehr eindrücklich unter Beweis gestellt, dass er keine soziale Verantwortung gegenüber seinen Mietern verspürt.“
Die Arcadia Estates reagierte nicht auf eine Bitte des MieterMagazins um Stellungnahme.
Birgit Leiß
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04.08.2020