Nach Schätzungen der Wohlfahrtsverbände leben in Berlin bis zu 10.000 Obdachlose. Dazu kommen rund 37.000 Wohnungslose, die keine eigene Wohnung haben, aber untergebracht sind. Jetzt sollen sie zum ersten Mal gezählt werden.
Studien, aus denen hervorgeht, wie viele Wohnungs- und Obdachlose tatsächlich in Berlin leben, liegen bislang nicht vor. Der Berliner Mieterverein hat immer wieder eine verlässliche Statistik gefordert. Schließlich könnte nur auf Basis korrekter Zahlen das Problem einer entsprechenden Versorgung gelöst werden.
Ziel ist nun die Einführung einer dreistufigen Berliner Wohnungsnotfallstatistik, auf deren Grundlage eine kurz-, mittel- und langfristige Wohnungsnotfallstrategie erarbeitet werden kann. Zurzeit entwickelt die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales deshalb mit Unterstützung der Alice-Salomon-Hochschule eine Zählmethode. Etwa tausend studentische Helfer mit entsprechenden Sprachkenntnissen sollen an einem noch festzulegenden Stichtag zwischen 22 und 1 Uhr nachts Obdachlose an ihren Übernachtungsplätzen ansprechen und deren Alter, Geschlecht und Nationalität erfassen. Die Teilnahme an der Befragung ist freiwillig, die Angaben bleiben anonym. Die Verwendung einer App und anderer technischer Hilfsmittel ist aus Datenschutzgründen nicht vorgesehen. Einen konkreten Termin für die Zählung kann Sprecherin Regina Kneidling zurzeit noch nicht nennen: „Die Vorbereitungen laufen.“
Das Statistische Bundesamt plant jährlich an einem Stichtag eine bundesweite Zählung der Wohnungslosen, die in öffentlichen Unterkünften leben – jedoch frühestens ab 2021. Auch sozio-demografische Daten sollen dabei gesammelt werden. Ein entsprechender Gesetzentwurf liegt vor. Da eine genaue Zählung der Obdachlosen zu aufwendig sei, will die Bundesregierung entsprechende Informationen über sie künftig regelmäßig im Rahmen der Begleitforschung des Armuts- und Reichtumsberichts sammeln.
Rainer Bratfisch
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29.08.2019