Der Berliner Immobilienmarkt zeigt sich vom Pandemiejahr 2020 relativ unberührt. Der Bericht des Gutachterausschusses für Grundstückswerte (GAA) macht aber Hoffnung, dass der hochfliegende Markt langsam wieder auf dem Boden der Tatsachen ankommt.
Der GAA hat alle 24.242 notariell beurkundeten Berliner Immobilienkäufe des letzten Jahres ausgewertet. Dabei wechselten 18,7 Milliarden Euro den Besitzer – 14 Prozent weniger als 2019. Die mittleren Kaufpreise für Wohn- und Geschäftshäuser und reine Mietshäuser lagen mit 2080 beziehungsweise 2095 Euro pro Quadratmeter jeweils acht Prozent unter dem Vorjahreswert. Der mittlere Preis für Eigentumswohnungen stieg hingegen erneut um sechs Prozent auf 4735 Euro pro Quadratmeter. Das Niveau der Bodenrichtwerte bleibt nahezu unverändert.
„Es wäre für den Wohnungsmarkt in Berlin gut, wenn sich das Stagnieren der Preisniveaus als dauerhafte Tendenz etabliert und damit die Zeit der ungebremsten Preisanstiege vorbei ist“, kommentiert Berlins Staatssekretärin für Wohnen, Wenke Christoph (Linke).
Der Berliner Mieterverein (BMV) weist darauf hin, dass die Zahl der Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen 2020 dem Bericht zufolge um 52 Prozent auf 19.310 hochgeschnellt ist. Das sei beängstigend, weil den hier wohnenden Mietern potenziell eine Eigenbedarfskündigung droht. Grund für die Umwandlungswelle dürfte sein, dass viele Eigentümer noch kurz vor Inkrafttreten des allgemeinen Umwandlungsverbots ihre Häuser aufgeteilt haben.
Der weiter steigende Preis für Eigentumswohnungen zeigt: „Eigentumsbildung kann in Berlin keinen Beitrag zur Lösung der Wohnungsmarktprobleme leisten“, so BMV-Geschäftsführer Reiner Wild. „Für eine 85 Quadratmeter große Eigentumswohnung müssen von einem durchschnittlich verdienenden Haushalt etwa 15 Jahresnettogehälter aufgebracht werden. Das ist absurd.“ Dass die Zahl der Wohnungsverkäufe um 11 Prozent sank, ist daher nicht verwunderlich.
Jens Sethmann
www.berlin.de/gutachterausschuss
28.03.2022