Die Mieter der Gleimstraße 56 können aufatmen. Der Bezirk Pankow hat beschlossen, sein kommunales Vorkaufsrecht auszuüben. Dabei sah es anfangs wegen des exorbitant hohen Kaufpreises gar nicht gut aus.
Monatelang haben die Bewohner zusammen mit Nachbarn und anderen Mieterinitiativen gewirbelt. Sie haben jeden Sonntag Protest-Spaziergänge gemacht, sich der Unterstützung von Politikern versichert und drei Filme über ihr Haus, einen der letzten noch nicht gentrifizierten Altbauten im Prenzlauer Berg, gedreht. Die Kinder haben Tausende von Flyern verteilt und gemeinsam wurde „politische Kampfmarmelade“ gekocht. Zudem haben die Mieter sich mit anderen betroffenen Häusern aus der ganzen Stadt zusammengeschlossen: „Die letzten Monate und Wochen haben gezeigt, wie wichtig es ist, für sein Recht zu kämpfen, sich zu solidarisieren und zu vernetzen. Es ist so toll, dass man sich doch wehren kann“, sagt Sandra Waschko aus der Gleimstraße 56.
Trotz des Kaufpreises von 7,9 Millionen Euro will das landeseigene Wohnungsunternehmen Gesobau den Altbau mit 30 Wohnungen und zwei Gewerbeeinheiten, darunter eine Kita mit 22 Plätzen, erwerben. Der Senat wird den Ankauf finanziell unterstützen. „Ich freue mich sehr, dass wir den Mietern damit nun besseren Schutz vor Verdrängung bieten können“, erklärte Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen).
Der Käufer, der Immobilieninvestor „TSC Berlin Pi GmbH“ hatte sich geweigert, eine Abwendungsvereinbarung zu unterschreiben. Nur mit einer solchen Vereinbarung, in der unter anderem der Verzicht auf Umwandlung in Eigentumswohnungen sowie Luxusmodernisierung festgelegt wird, hätte er die Ausübung des Vorkaufsrechts verhindern können. So ist das Procedere in Milieuschutzgebieten. Allerdings hat der Käufer noch bis Mitte Oktober Zeit, um gegen den Beschluss Widerspruch einzulegen.
Eine bittere Pille haben die Mieter dennoch zu schlucken: Vermutlich wird die Gesobau ihre Zustimmung zu einer freiwilligen Mieterhöhung verlangen. Aber: Das sei immer noch besser, als einem Spekulanten in die Hände zu fallen, finden die Mieter.
Birgit Leiß
28.09.2018