Herausmodernisierung soll nach dem kürzlich beschlossenen Gesetzentwurf der Bundesregierung künftig als Ordnungswidrigkeit geahndet und mit hohen Bußgeldern bestraft werden. Heiße Kandidatin für die Anwendung einer solchen Regelung wäre die Fortis Maximilian GmbH.
In der Maximilianstraße 46 sollen sich die Mieten verdreifachen: für eine 100-Quadratmeter-Wohnung zum Beispiel von derzeit 614 auf rund 1600 Euro kalt. Die im April 2018 verschickte 20-seitige Modernisierungsankündigung sieht unter anderem vor: Erstanbringung von Balkonen, Dachgeschossausbau, Wärmedämmung und der Anbau eines gläsernen Fahrstuhls, dessen Wände in Edelstahl geschliffen sind. Von „Luxusmodernisierung mit dem Ziel eines profitorientierten Weiterverkaufs“ spricht Rechtsanwalt Kai-Uwe Agatsy, der mehrere Mieter vertritt. Die 22 Wohnungen werden im Internet bereits unter dem Motto „Entspanntes Leben in der Maximilianstraße in Pankow“ offeriert. „Zusammenlegungen möglich“ heißt es auf dem Bauschild, ganz so, als ob es keine Mieter mit gültigen Mietverträgen gäbe. Auf die Frage, ob man für die Mieter oder für die potentiellen Käufer modernisiert, geht die Fortis Group nicht ein. In einer Stellungnahme verweist sie lediglich auf die allgemeinen gesetzlichen Vorgaben. Der Anbau von Aufzug und Balkonen oder eine Video-Gegensprechanlage seien zudem zeitgemäße Maßnahmen. Die angebliche Aussage gegenüber einer Kaufinteressentin, dass die Mieter sowieso bis Frühjahr 2019 draußen seien und die Wohnungen dann verfügbar sind, wird von einer Unternehmenssprecherin dementiert.
„Wir sollen bezahlen für Dinge, die schon längst vorhanden sind“, ärgert sich ein Bewohner. So wurde die Außenfassade des Altbaus erst im Jahre 2017 instandgesetzt.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Mindrup will sich nun im Bezirksamt für einen Baustopp einsetzen. Ein bereits saniertes Haus erneut zu sanieren, sei eine neue Dimension des Herausmodernisierens: „Die Modernisierungsankündigung dient hier ausschließlich dem Ziel, die Mieter zu schikanieren und zum Auszug zu bewegen“, erklärt Mindrup. Auch das mit fünfstelligen Summen garnierte Angebot der Mietvertragsauflösung zeige die wahre Intention der Fortis Maximilian GmbH.
Birgit Leiß
28.09.2018