Vom fernen London aus will ein Eigentümer seine Wohnung in Berlin angeblich preiswert vermieten. Allerdings fordert er Vorabkasse für Miete und Kaution, damit das Apartment besichtigt werden kann. Eine typische Betrugsmasche. Selbst wenn das Angebot noch so verführerisch klingt: Hände weg!
Auf der Suche nach einer eigenen Wohnung bekam die 38-jährige Syrerin Samar B. per E-Mail ein erstaunliches Angebot: Über die Immobilienagentur Camden Homes biete er seine möblierte Wohnung in Berlin an, schrieb ihr ein Lawrence Northcote. Er selbst lebe wieder in Großbritannien, aber er möchte sein 41-Quadratmeter-Apartment behalten und dem Berliner Wohnungsmarkt zur Verfügung stellen: „Meine Priorität ist nicht, riesige Gewinne zu machen“, heißt es in der Mail, „sondern einen netten Mieter zu finden, der sich um die Wohnung kümmert.“ Die ist nach Fotos im Internet aufs Luxuriöseste ausgestattet und soll auch über eine Klimaanlage verfügen. Die Miete: 400 Euro inklusive Wasser, Strom und Heizung. Allerdings seien Miete und 400 Euro Kaution noch vor der Besichtigung an Camden Homes – „eine Immobilienagentur mit großer Erfahrung im Bereich internationaler Vermietungen“ – zu überweisen. Erst nach Zahlungseingang würde die Interessentin registriert. Die Auslagen würden erstattet, wenn sie sich nicht für die Wohnung entscheiden sollte.
„Kann ein solches Angebot seriös sein?“, fragte BMV-Mitglied Gitta D. Sie begleitet Samar B., die bei ihrer Wohnungssuche von anderen Vermietern bisher nur Ablehnungen erhalten hat. Bei diesem Angebot klingelten bei der ehrenamtlichen Helferin sofort die Alarmglocken. Zu Recht, sagen Juristen des Berliner Mietervereins: Die Forderung nach Vorauszahlung von Miete und Kaution ist unzulässig.
Vorkassenbetrug sei eine der häufigsten Betrugsmaschen, erklärt das Vermietungsportal Immowelt auf Anfrage der Redaktion. Häufig würden dafür Name und Erscheinungsbild von Immobilienfirmen mit Sitz im Ausland verwendet. „Das betroffene reale Unternehmen weiß von diesem Vorgehen in der Regel nichts“, so Immowelt-Unternehmensvertreter Tim Kempen. Die gefakte Website der angeblichen Camden Homes präsentiert sogar das Logo von Immowelt, um Solidität vorzutäuschen. Die Verwendung des Unternehmenslogos sei ohne Zustimmung des Vermietungsportals erfolgt, erklärt der Leiter der Abteilung Öffentlichkeit. „Wir haben bereits Schritte in die Wege geleitet, um die Nutzung zu unterbinden.“ Auf jeden Fall gelte: Die Forderung nach Vorabzahlung der Kaution ist immer ein Alarmsignal. Und auch ein noch so netter Vermieter aus dem Ausland würde seine Luxuswohnung in Berlin nie derart unter dem üblichen Marktpreis anbieten.
Rosemarie Mieder
www.schutz-vor-immobilienbetrug.de/
23.10.2019