Seit über acht Monaten warten die Mieter des Kreuzberger Hauses Graefestraße 13 darauf, nach einem Brand wieder in ihr Wohnhaus zurückziehen zu können. Sie befürchten, dass der Vorfall nun dazu genutzt wird, sie loszuwerden.
„Es gibt keinerlei Informationen über Art, Dauer und Umfang der Sanierung“, kritisieren die Mieter, die sich zu einer Hausgemeinschaft zusammengeschlossen haben. Schreiben würden von der Hausverwaltung nicht beantwortet, selbst ihre Anwälte bekommen keinerlei Auskunft. Eine Familie hat nun auf Anraten des Mietervereins eine Klage auf Instandsetzung eingereicht.
Rückblick: Am 29. Januar 2020 brannte es in einer Wohnung in der Graefestraße 13 in Kreuzberg. Hals über Kopf mussten die acht Mietparteien aus dem Vorderhaus ihre Wohnungen verlassen. Einige sind bei Verwandten untergekommen, andere suchten sich eine möblierte Wohnung zur Untermiete. „Am Anfang waren wir optimistisch, dass sich das Provisorium auf ein oder zwei Monate beschränkt“, meint eine Mieterin. Die meisten Wohnungen wurden bei dem Brand nicht beschädigt und müssten lediglich von einer Rußschicht gesäubert werden. Im März wurden dann die Wohnungen von der Hausverwaltung leergeräumt und das Eigentum der Mieter eingelagert. Danach passierte sieben Monate lang nichts. Nur eine Mietpartei konnte den Rückzug durchsetzen. Zwei Mietparteien kündigten entnervt.
Der Eigentümer befände sich zwecks Schadensregulierung in Verhandlungen mit seiner Versicherung, heißt es aus dem Bezirksamt. Man habe einen Sanierungsplan eingefordert, so Friedrichshain-Kreuzbergs Baustadtrat Florian Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen). Wegen des Leerstands von zwei Wohnungen sei ein Verfahren wegen Zweckentfremdung eingeleitet worden.
Die Hausgemeinschaft vermutet dagegen, dass das Freiwerden dieser beiden Wohnungen im vierten Stock den Vermieter auf die Idee einer Komplettsanierung mit Dachgeschossausbau gebracht hat. Die Hausverwaltung ließ eine Bitte des MieterMagazins um Stellungnahme unbeantwortet. Seit 1. September finden Sanierungsarbeiten statt, allerdings – so der Eindruck der Mieter – „extrem langsam“.
Birgit Leiß
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30.10.2020