„Was habt ihr mit uns vor, ZBI?“, steht auf einem Transparent an den Häusern Weise-, Ecke Kienitzer Straße in Neukölln. Die Mieterinnen und Mieter wollen mit allen Kräften verhindern, dass der offene Immobilienfonds ZBI aus Erlangen ihr neuer Eigentümer wird.
Im hippen Schillerkiez, unweit des Tempelhofer Feldes, will sich die „Zentral Boden Immobilien Gruppe“ (ZBI) drei Altbauten sichern: die Häuser Weisestraße 43 und 44 sowie Kienitzer Straße 105. Kaufpreis: gut 3000 Euro pro Quadratmeter, das wären rund 10 Millionen Euro.
Die 50 Mietparteien, eine Neukölln-typische bunte Mischung aus Alteingesessenen und Zugezogenen, befürchtet Modernisierungen und Mieterhöhungen. „Vor allem die Älteren könnten sich einen Umzug weder finanziell noch körperlich leisten“, erklärt eine Mieterin. Dazu kommt die Sorge um den Späti in einem der Häuser. Er ist ein wichtiger generations- und schichtenübergreifender Treffpunkt, wo auch mal zusammen Weihnachten gefeiert wird. „Solche Räume schrumpfen mit jedem Verkauf“, erklärt die Hausgemeinschaft.
Weil die Häuser im Milieuschutzgebiet liegen, hat der Bezirk ein Vorkaufsrecht. Doch dazu muss ein geeigneter Käufer gefunden werden. Seit die Bewohner im August vom Bezirksamt über den Verkauf informiert wurden, sind sie am Wirbeln. „Wir haben mindestens einen Monat gebraucht, um uns als Mieterschaft zu organisieren, das ist unglaublich zeitintensiv“, berichtet eine Mieterin. Dabei haben sie noch das Glück, dass die Frist zur Ausübung des Vorkaufsrechts kürzlich von zwei auf drei Monate verlängert wurde. Inzwischen haben sie alle wichtigen Informationen zur Miethöhe und zum Sanierungszustand der Wohnungen zusammengetragen und als Exposé an Genossenschaften verschickt. Noch bis zum 9. November kann der Bezirk sein Vorkaufsrecht ausüben.
Die ZBI hat in jüngster Zeit mehrere Immobilien in Berlin erworben und ist im Zusammenhang mit dem Kauf und Wiederverkauf des Künstler-Remisenhofs Kolonie 10 in Wedding negativ aufgefallen.
Birgit Leiß
26.10.2021