Bagger graben tiefe Mulden in den Boden, Presslufthämmer dröhnen selbst in der Dunkelheit und rauben den Anwohnern der Alexanderstraße in Mitte ihren Schlaf. Die hatten genug von der Großbaustelle für das neue Shopping- und Entertainment-Center Alexa und beklagten sich in einem Brief an den Regierenden Bürgermeister über die Lärmbelästigung. Das Ergebnis: Der Lärm bleibt, die Miete sinkt.
Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM), deren Tochter IHZ mehrere Wohnblöcke an der Alexanderstraße verwaltet, geht jetzt den Beschwerden ihrer Mieter nach. „240 Mietparteien sind an der Alexanderstraße mehr oder weniger betroffen – je nachdem, an welcher Hausseite die Wohnung liegt. Deshalb wird jeder Fall einzeln von uns geprüft. Auf Antrag gewähren wir bis zu zehn Prozent Mietminderung“, sagt IHZ-Sprecherin Steffi Pianka. Vorher soll jedoch überprüft werden, ob die Lärmwerte an der 24-Stunden-Baustelle tatsächlich höher als zulässig sind. Anwohner hatten nachts mehr als 60 Dezibel gemessen, als unzumutbare Belästigung gelten bereits Werte ab 35 Dezibel. Nun schickt die Wohnungsbaugesellschaft ihren eigenen Gutachter ins Rennen. „Sollten die gemessenen Werte unter der Höchstgrenze liegen, können wir leider nichts machen. Liegen sie darüber, werden die Anträge auf Mietminderung zügig bearbeitet“, betont Steffi Pianka.
„Grundsätzlich gilt: Jeder Mieter hat ein Recht auf Mietminderung, sobald der Gebrauch der Wohnung durch Mängel eingeschränkt ist. Der Grad der Beeinträchtigung bestimmt dabei die Höhe der Mietminderung“, erklärt Volker Hegemann, Rechtsberater beim Berliner Mieterverein. Einer Beantragung beim Vermieter bedarf es in diesen Fällen nicht. Allerdings wird der Minderungsanspruch hinfällig, wenn der Mieter bei Abschluss des Vertrages Kenntnis vom Mangel hatte. Das ist bei den langjährigen Mietern an der Alexanderstraße nicht der Fall. Die Mietminderung kann bis zum Ende der Bauarbeiten im Herbst 2006 geltend gemacht werden.
Sandra Klose
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MieterMagazin 12/05
Raubt den Anwohnern den Schlaf: die Großbaustelle entlang der Alexanderstraße
Foto: Sandra Klose
14.06.2016