Eine aufgehebelte Eingangstür, eine zersplitterte Scheibe – die Zeichen eines Einbruchs verursachen einen Schock. Trotzdem heißt es: So ruhig wie möglich überlegen und klug handeln – damit man einem Täter nicht in die Arme läuft und die Polizei so schnell und effektiv wie möglich ihre Arbeit aufnehmen kann. Besonnenheit hilft auch bei der Schadensregulierung.
Nur einen kleinen Spalt steht die Terrassentür zum Hof offen, aber Maren und Dirk Sch. wissen sofort: Da stimmt etwas nicht! Sie haben ganz sicher alles fest verschlossen, bevor sie noch einmal zum Einkaufen gefahren sind. Jetzt bemerken sie auch die Glassplitter auf dem Fußboden und sehen, dass der Holzrahmen der Tür zersplittert ist, der abgeschlossene Griff völlig verbogen. Es kann noch gar nicht lange her sein, dass jemand hier eingedrungen ist.
„Mein dringender Rat: Verlassen Sie in solch einem Fall Ihre Wohnung wieder – oder gehen Sie gar nicht erst hinein, wenn Sie davor stehen und einen Einbruch vermuten“, erklärt Georg von Strünck von der Berliner Beratungsstelle Einbruchschutz. „Der Täter könnte noch drin sein, und dem sollten Sie lieber nicht in die Quere kommen.“ Um nicht etwa den Fluchtweg zu versperren und angegriffen zu werden, sollte man auch besser im Treppenhaus ein Stockwerk höher steigen und von dort aus die Polizei alarmieren.
„Bis die dann eintrifft“, so der Polizeibeamte, „möglichst nichts anfassen. Lassen Sie alles, wie es ist, fegen Sie keine Scherben zusammen, schließen Sie die beschädigten Fenster oder Türen nicht.“ Bevor Polizisten und später die Spurensicherung eintreffen, dürfen etwa vorhandene Fingerabdrücke nicht verwischt und auch sonstige Spuren und Beweise nicht vernichtet werden.
„In der Regel kommt nach der Meldung eines Einbruchs erst einmal ein Funkwagen mit uniformierten Beamten vorbei, die alles aufnehmen. Erst danach werden von Zivilbeamten mögliche Spuren gesichert“, erklärt Georg von Strünck. Die üblichen Fragen der Ermittler lauten: Wie lange waren Sie von zu Hause fort? Wann haben Sie die Wohnung verlassen, und wann sind Sie zurückgekommen? Hatten Sie Fenster und Türen verschlossen? Wann könnte der Einbruch geschehen sein? Haben Sie vielleicht noch jemanden bemerkt, können Sie den oder die Täter sogar beschreiben? Und schließlich: Was ist bei Ihnen verschwunden?
„Um das zu beantworten, sollten Sie sich Zeit lassen, denn manches entdeckt man erst in den Tagen danach“, erklärt der Einbruchschützer. Die Polizei schickt eine Stehlgut-Liste an die Betroffenen, in die alle gestohlenen Gegenstände eingetragen werden. Wer besonders wertvolle Güter daheim hat, sollte die ohnehin aufgelistet haben – und die Dokumentation auch immer auf dem aktuellen Stand halten. In ein solches „Archiv“ gehören beispielsweise die Individualnummern hochwertiger technischer Geräte. „Und auch Fotos von Schmuck“, ergänzt von Strünck. „Am besten dann, wenn er von Ihnen getragen wird. So können Sie den Besitz glaubhaft nachweisen.“
Mitgenommen wird, was leicht zu transportieren ist
Es sind hauptsächlich kleine und leichte Gegenstände, auf die Wohnungsdiebe aus sind: Bargeld, Kreditkarten, Mobiltelefone, der Laptop und natürlich Schmuck. Mitgenommen wird in der Regel alles, was leicht zu transportieren ist und auch schnell verwertet werden kann.
Für einen Schadensersatz muss genau dokumentiert werden, was zerstört und gestohlen wurde. Georg von Strünck rät, möglichst alles genau zu fotografieren. Wer dazu noch Quittungen oder Belege über die einmal erworbenen Wertsachen vorweisen kann, ist gegenüber seiner Hausratversicherung auf der sicheren Seite.
Die sollte übrigens ebenfalls so rasch wie möglich informiert werden – viele sind über eine Hotline rund um die Uhr erreichbar. Bei Maren und Dirk Sch. schickte die Versicherung auch umgehend einen Notdiensthandwerker vorbei, der noch am selben Abend, nachdem die Spurensicherung ihre Arbeit getan hatte, die aufgebrochene Terrassentür fest und sicher verschloss und auch die zerbrochene Scheibe erst einmal abdichtete.
Schnelle Hilfe gibt durchaus ein wenig Sicherheit zurück. Dazu gehört auch das rasche Sperren von Kredit-, Bank- und Handykarten über die Notrufnummer 116 116. Dieser deutschlandweit verfügbare Sperrnotruf ist rund um die Uhr erreichbar und kann auch die neuen Personalausweise mit Online-Ausweisfunktion außer Betrieb setzen.
Aber selbst wenn dies alles schnell erledigt werden kann, die Wohnung wieder abgeschlossen und man glücklicherweise dem Täter nicht begegnet ist, macht vielen Opfern ein Einbruch noch lange zu schaffen. Fast jeder vierte Betroffene in Deutschland leidet noch mindestens ein Jahr unter erheblichem Stress: Unsicherheit, die Wohnung zu verlassen, Angstgefühle, Schlafstörungen. Vielen fällt es schwer, sich im eigenen Zuhause wieder sicher zu fühlen.
Die Unsicherheit bleibt lange
Etwa 25 Prozent aller Geschädigten wollen nach einem solchen Vorfall lieber in eine andere Wohnung ziehen. Dass dies schließlich nur 10 Prozent realisieren, hängt wohl auch mit der Wohnungsmarktsituation gerade in Ballungszentren zusammen. „Wer merkt, dass er das Geschehen einfach nicht vergessen kann und seine Angstzustände nicht los wird, sollte nicht allein bleiben“, rät der Einbruchschützer. In Berlin sind es vor allem der Weiße Ring und die Opferhilfe, die Einbruchsopfern professionelle Hilfe anbieten – aber auch die Berliner Polizei mit ihrer Beratungsstelle Einbruchschutz. Dort kann sich auch präventiv jeder kostenlos beraten lassen. Mieter von Erdgeschoss- oder auch Dachwohnungen können mit den Beamten Vor-Ort-Termine verabreden. „Wir beraten natürlich auch am Telefon und per E-Mail“, sagt Georg von Strünck. „Aber besser ist es, Sie vereinbaren einen Termin bei uns und kommen mit Fotos ihrer Eingangstür und des Schlosses.“
Umbauten – etwa an der Wohnungseingangstür – müssen aber auf jeden Fall auch mit dem Vermieter beziehungsweise mit der Hausverwaltung abgestimmt werden, so wie dieser auch jeder Einbruch umgehend gemeldet werden sollte. Denn selbst wenn ein Mieter in einer Notsituation, beispielsweise mitten in der Nacht, die Eingangs- oder Terrassentür schnell erst einmal durch einen Nothandwerker sichern lässt – die Reparatur und Wahl des Handwerkers, der alles wieder instand setzt, liegt danach in der Hand des Vermieters und auch in seiner Verantwortung.
Georg von Strünck: „Wir raten denen, die zu uns kommen, ihre Wohnung so zu sichern, dass sie das Gefühl haben: Hier kommt keiner so leicht rein.“ Mit Hilfe der Fördergelder der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) haben Vermieter und auch Mieter in den zurückliegenden Jahren einiges zur Sicherung ihrer Fenster und Türen getan. Das zeitigt auch Erfolg: In Berlin kamen Einbrecher 2017 in 43 Prozent aller Fälle gar nicht erst in die Wohnung hinein. In vielen Fällen scheiterten sie an sicheren Fenstern und Türen.
Rosemarie Mieder
Wer reinkommen will, der kommt auch rein?
Stimmt nicht, sagt die Polizei. Denn obwohl versuchte Wohnungseinbrüche in Berlin immer häufiger registriert werden, sinkt die Zahl der Fälle, in denen die Täter es auch schaffen. 2017 wurde die zweitniedrigste Zahl von tatsächlichen Wohnungseinbrüchen der vergangenen zehn Jahre registriert. Gründe dafür: eine Kombination von Sicherheitstechnik, bewusstem Verhalten und aufmerksamer Nachbarschaft.
rm
Beratungsstelle Einbruchschutz:
Platz der Luftbrücke 5
12101 Berlin
Tel. 030 4664 979999
21.11.2018