An vielen Orten in Berlin regt sich Protest gegen die Nachverdichtungsvorhaben der städtischen Wohnungsbaugesellschaften. Die Mieter kritisieren nicht nur die Zerstörung von Grünflächen, sondern fordern vor allem eine Bürgerbeteiligung, die diesen Namen auch wirklich verdient. Ein Beispiel aus dem Wedding.
In der Siedlung Schillerhöhe will die Gesobau rund 150 neue Wohnungen schaffen. Geplant sind vier Neubauten sowie die Aufstockung der dreigeschossigen Häuser aus den 1950er Jahren. Dafür fallen Grünflächen, zwei Kinderspielplätze und circa 40 Bäume weg. Im Juni fand eine Infoveranstaltung für die Anwohner statt. „Dort wurden wir vor vollendete Tatsachen gestellt, wir konnten nicht einmal über verschiedene Varianten abstimmen“, ärgert sich der Sprecher der neu gegründeten Mieterinitiative Schillerhöhe. Weil er Nachteile befürchtet, will er seinen Namen nicht im MieterMagazin lesen. Die Neubauten, die zwischen die vorhandenen Häuser gesetzt werden, verändern nach seiner Überzeugung völlig den Charakter der Siedlung: „Sie wurde damals bewusst in offener Bauweise mit viel Grün zwischendrin gebaut – jetzt bekommen wir wieder Mietskasernenmilieu.“
Klar ist: Die Städtischen stehen unter Druck, möglichst viele Wohnungen auf kommunalen Grundstücken zu errichten. Gesobau-Unternehmenssprecherin Birte Jessen verweist darauf, dass die Mietergärten erhalten bleiben und dass es für die gefällten Bäume Ersatzpflanzungen geben wird. Auch neue Spielflächen sollen im „Schwyzer Kiez“, wie die Gesobau die Siedlung nennt, geschaffen werden.
Die Mieterinitiative hat sich unterdessen an Naturschutzverbände und Politiker gewandt. Carola Bluhm, Fraktionsvorsitzende der Linken, zeigte sich in einem Schreiben „irritiert über die Reihenfolge der Vorgehensweise“ der Gesobau. Zuerst detailliert zu planen und den Anwohnern anschließend die Ergebnisse zu präsentieren, entspreche nicht den Leitlinien für Bürgerbeteiligung, die seit Juli 2019 gelten. Man werde sich an die Gesobau wenden und wo nötig auf Änderung der Pläne pochen.
Sorgen machen sich die Mieter, darunter viele ältere Menschen, auch um die geplante Strang- und Badsanierung. Eine Zeitlang müssen Container mit Duschen und Toiletten benutzt werden. Die Mieter der obersten Stockwerke müssen wegen der Aufstockung wahrscheinlich umgesetzt werden. „Was da genau auf uns zukommt, ist noch völlig unklar“, meint der Sprecher der Mieterinitiative.
Birgit Leiß
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22.11.2019