Pressemitteilung 44/2015
Das größte Wohnungsunternehmen Deutschlands, die Vonovia SE (vormals Deutsche Annington) hat auf der heutigen außerordentlichen Hauptversammlung die Zustimmung seiner Aktionäre für die Übernahme des größten Konkurrenten, der Deutsche Wohnen AG, erhalten. Die Zustimmung der eigenen Aktionäre war der erste Schritt auf dem Weg zur nächsten Großfusion auf dem Wohnungsmarkt. Die Vonovia, die bereits Anfang des Jahres die Gagfah übernommen hatte, würde im Ergebnis über 500.000 Wohnungen besitzen. „Positive Veränderungen für die Mieter und die Wohnungsmärkte sind dadurch jedoch nicht zu erwarten“, erklärt der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild.
„Wenn sich heute der nächste Schritt auf dem rasanten Wachstumskurs der Vonovia ankündigt, dann ist das kein Grund zum Jubeln“, so Wild. „Durch die angestrebte Übernahme der Deutschen Wohnen durch die Vonovia wird keine einzige Wohnung geschaffen. Das ist es aber, was wir angesichts der steigenden Mietpreise und der Aufnahmen von Flüchtlingen dringend brauchen: mehr Wohnungen!“ Angesichts des Transaktionsvolumens von rund 14 Mrd. Euro einschließlich der Aufnahme neuer Kredite erscheint es fraglich, ob der Wohnungsgigant seine kürzlich erfolgte Ankündigung, erstmalig auch in größerem Umfang neu bauen zu wollen, tatsächlich einhalten kann.
Der Berliner Mieterverein befürchtet das Gegenteil. Die angestrebte Fusion könne Nachteile für die Mieterinnen und Mieter bedeuten. „Die Übernahme der Deutsche Wohnen wird den Druck zur Kostensenkung einerseits und Steigerung der Einnahmen andererseits erhöhen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn anschließend die Mieterhöhungsspielräume ausgeschöpft werden, so wie das jetzt schon die Deutsche Wohnen praktiziert“, erläutert Wild.
Mit Sorge sei zu betrachten, dass durch den Zusammenschluss der beiden größten Wohnungsunternehmen die Vonovia eine zunehmend dominante Rolle in der Branche spielen und zunehmend Einfluss auf die Wohnungspolitik gewinnen würde. „Alle Augen sind auf den Marktführer gerichtet. Wenn dort bestimmte Geschäftspraktiken eingeführt werden, wirkt sich das auf die ganze Branche aus“, schätzt Wild ein, „so können aber auch negative Entwicklungen zu Lasten der Mieter an Dynamik gewinnen.“ Der Berliner Mieterverein sieht hier vor allem Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen betroffen.
30.11.2015