Dass jeder von ihnen täglich 1000 Liter Wasser verbrauchen soll, konnten sich 48 Mieter aus Schöneberg beim besten Willen nicht vorstellen. Sie forderten daher eine Überprüfung der Betriebskostenabrechnung. Mit Erfolg: Ein technischer Fehler wurde als Ursache gefunden.
Zwischen 1000 und 1400 Euro jährlich wurde den Bewohnern der Schwerinstraße 13 bis 16 für Wasser in Rechnung gestellt – pro Wohnung wohlgemerkt. Das ist fast zehnmal so viel wie normal. Bei der Fahndung nach den Gründen stieß die Wohnungsbaugesellschaft WIR schließlich auf eine falsch programmierte Messeinrichtung innerhalb der Hausleitung. „Wir haben uns schriftlich bei allen Mietern entschuldigt und wollen ihnen jetzt so schnell wie möglich das zu viel gezahlte Geld zurück erstatten“, sagt der Sprecher der WIR, Volker Hartig. Verantwortlich für den Montagefehler ist unzweifelhaft die WIR.
Bei den Wasserbetrieben hat man einen solchen Fall bisher noch nicht erlebt. „Das ist wohl eine krasse Ausnahme“, meint Sprecher Stephan Natz. Zwar komme es immer mal wieder vor, dass sich Kunden über einen extrem hohen Verbrauch wundern. „Wir haben speziell geschulte Kräfte, die dann vor Ort genau prüfen, woran es liegen könnte“, erklärt Natz. Die häufigsten Ursachen dafür seien jedoch verdeckte Rohrbrüche oder Schwarzentnahmen.
Die Mieter der Schwerinstraße sind heilfroh, dass sich ihre Hartnäckigkeit gelohnt hat. Nicht nur diejenigen, die Widerspruch eingelegt haben, sondern alle Bewohner erhalten nun korrigierte Betriebskostenabrechnungen. Den von den Mietern geforderten Einbau von Wasseruhren in den Wohnungen will die WIR nun „wohlwollend prüfen“, so Sprecher Hartig.
Birgit Leiß
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Geringerer Wasserverbrauch schafft Probleme
MieterMagazin 5/06
Zehnfach überhöhter Wasserverbrauch war ein Messfehler: WIR-Wohnhaus in der Schwerinstraße
Foto: Rolf Schulten
25.12.2016