Es ist paradox: An der Börse ist Strom zurzeit billig wie nie. Aber nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bekommen die Ökostrom-Produzenten eine gesetzlich festgelegte Vergütung, die weit über dem Marktpreis liegt. Die Netzbetreiber holen sich diese Mehrkosten in Form der EEG-Umlage von den Verbrauchern wieder. Ein Durchschnittshaushalt subventioniert bereits jetzt die erneuerbaren Energien mit rund 220 Euro pro Jahr.
Zur EEG-Umlage hinzu kamen die Netzentgelte, die bereits jetzt 23 Prozent des Strompreises ausmachen. Die Kohle-Abwrackprämie, die Umlage für die Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die Haftungsumlage für die Offshore-Windräder und weitere Reformen werden den Strompreis weiter in die Höhe treiben.
In Berlin, wo mehr als 1,6 Millionen Kunden Strom oder Gas von Vattenfall-Unternehmen beziehen, machen staatliche Steuern, Abgaben und Umlagen jetzt rund 52 Prozent des Strompreises aus. Das Unternehmen will sich deshalb erst auf die neuen Preise festlegen, wenn neben der EEG-Umlage auch alle relevanten Steuern, Abgaben und die Netznutzungsentgelte festgelegt sind. Das Verbraucherportal Verivox rechnet mit einem Anstieg der Strompreise um durchschnittlich 4 Prozent im kommenden Jahr.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband ist der Ansicht, dass aus der höheren EEG-Umlage nicht zwangsläufig ein höherer Strompreis für den Verbraucher resultieren muss. Schließlich könnten die Stromanbieter ihre niedrigen Einkaufspreise an ihre Kunden weitergeben und die überzogenen Vorteile für die Industrie abschaffen. Verbandsvorstand Klaus Müller: „Viele Versorger nutzen die günstigen Einkaufspreise aus, um ihren Gewinn zu steigern. Es wird Zeit, dass dieses Geld endlich bei den Verbrauchern ankommt.“
Rainer Bratfisch
01.12.2015