Was ist von einer Mieterversammlung zu halten, wo der Vermieter den Rechtsvertretern der Mieter die Tür vor der Nase zuschlägt? Das Versprechen von mehr Transparenz und Dialogbereitschaft wird damit kaum glaubwürdig – selbst wenn es mit vernünftigen Änderungen an den geplanten Modernisierungsmaßnahmen daherkommt.
Mit dem Hinweis, dies sei eine private Veranstaltung, wurde am 12. April der stellvertretenden Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins (BMV), Rechtsanwältin Wibke Werner, der Zutritt zu einer Mieterversammlung des Wohnungsunternehmens Vonovia verwehrt. Im großen Saal des Wilmersdorfer Logenhauses hatten sich viele Mieter der ehemaligen Gagfah-Siedlung in Schmargendorf versammelt, um zu hören, was ihr Vermieter zu den Problemen mit der Modernisierung zu sagen hat. Im Mittelpunkt der Mieterkritik und vieler Proteste stehen seit einem Jahr die Dämmung der 42 bis 50 Zentimeter dicken Außenwände, der Austausch intakter Holzfenster, der verkleinerte Lichteinfall in die Räume und die mit all dem befürchtete Verschlechterung der Wohnqualität bei deutlich erhöhter Miete. Lange hatte das Wohnungsunternehmen solcherlei Einwände ignoriert und ohne eine gerichtliche Klärung abzuwarten mit ersten Baumaßnahmen begonnen. Erst eine einstweilige Verfügung stoppte die Arbeiten und brachte Vermieter und Mieter ins direkte Gespräch.
Fragen hatten die Bewohner von Häusern aus der Orber, Charlottenbrunner und Salzbrunner Straße viele: Wie die Bauarbeiten denn jetzt weitergehen sollten? Wer sich um die teilweise schlechte und unsachgemäße Ausführung der Arbeiten kümmere? Wie glaubhaft die errechnete Energieeinsparung sei? Die Unternehmensvertreter starteten erst einmal mit einer Erklärung: In den kommenden fünfzehn Jahren seien Wohnungsverkäufe ausgeschlossen, es gebe in den nächsten fünf Jahren keine Mieterhöhungen und die fällige Modernisierungsumlage werde für Bestandsmieter von 2,02 Euro pro Quadratmeter auf 1,65 beziehungsweise 1,55 Euro pro Quadratmeter abgesenkt.
Darüber hinaus stellten die Vonovia-Mitarbeiter bauliche Änderungen der Fassadendämmung und ein weiteres Fenstermodell vor – beides soll den „Schießscharten“-Effekt verhindern und für deutlich mehr Lichteinfall in den Wohnungen sorgen. Alle Maßnahmen würden sozialverträglich, angemessen und künftig auch transparenter durchgeführt werden. Dazu würden ab sofort auch regelmäßige Mietersprechstunden vor Ort abgehalten. Eine verbesserte Kommunikation mit den Mietern sei auf jeden Fall zu begrüßen, so die BMV-Juristin Wibke Werner.
Immerhin hat Vonovia auf die in einer Pressemitteilung vom Berliner Mieterverein geäußerte Kritik reagiert und dem BMV die Pläne im Nachhinein vorgestellt.
Rosemarie Mieder
03.01.2018