Der Bezirk Pankow hat mit der Deutsche Wohnen eine Vereinbarung über eine sozialverträgliche Sanierung geschlossen. Ob man den umstrittenen Immobilienkonzern damit an die Kandare nehmen kann, bleibt abzuwarten.
Es geht um eine Wohnanlage mit 253 Wohnungen in der Grellstraße, Ecke Prenzlauer Allee. Das Ensemble aus dem Jahre 1937 ist in einem schlechten Zustand. Der Eigentümer, die Deutsche Wohnen, plant umfangreiche Modernisierungs- und Instandsetzungsarbeiten. So sollen unter anderem Fassaden erneuert, Außen- und Grünanlagen überarbeitet und teilweise neue Balkone angebaut werden. Durch Aufstockung im Blockinneren und Dachgeschossaufbau sollen 49 neue Wohnungen entstehen. Außerdem ist ein lückenschließender Neubau mit 62 Wohnungen vorgesehen. Weil sich die Wohnanlage im Milieuschutzgebiet befindet, muss der Eigentümer die Baumaßnahmen mit dem Bezirksamt abstimmen.
Dort setzte man auf Verhandlungen und präsentierte Anfang August stolz das Ergebnis: eine Vereinbarung, die beispielhaft für die sozialverträgliche Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen durch ein privates Unternehmen sei, wie es in einer gemeinsamen Erklärung heißt. Einzelheiten sollten den Mietern aber erst auf einer Mieterversammlung am 9. Oktober mitgeteilt werden.
Noch ist beispielsweise völlig unklar, welche Mietsteigerungen auf die Bewohner zukommen. Es werde individuelle Modernisierungsvereinbarungen geben, so Baustadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) in einer Stellungnahme an das MieterMagazin. Dafür habe man den Mietern die Mieterberatung Prenzlauer Berg zur Seite gestellt. Die getroffenen Regelungen bezüglich Mietminderung und Aufwendungserstattungen bleiben unbekannt. Auf die Frage, welche konkreten Vorteile für die Bewohner ausgehandelt wurden, verweist der Baustadtrat vor allem auf die Bereitstellung von Ersatz- und Ausweichwohnungen sowie „umfangreiche Härtefallregeln.“ So darf die Warmmiete nach Modernisierung 30 Prozent des Nettohaushaltseinkommens nicht überschreiten. Die liegt etwas unterhalb der gerichtlich zugemuteten Belastung. Die Vereinbarung erspart den Mietern zudem ein Klageverfahren. Außerdem sollen in Wohnungen von Transferleistungsbeziehern die Mietkosten nach Modernisierung die maßgeblichen Richtwerte nicht übersteigen dürfen. Des Weiteren habe sich die Deutsche Wohnen zu einer transparenten Kommunikation beim gesamten Baugeschehen verpflichtet.
Bei der Deutsche Wohnen liest sich das dann so: Man habe seine „seit Jahren praktizierten Arbeitsschritte und Grundsätze“ für die Durchführung von Modernisierungen bekräftigt und um „Spezifika der Grellstraße“ ergänzt. „Wir sind uns sicher, dass durch unsere Modernisierung niemand verdrängt wird, erklärte Vorstandsmitglied Lars Wittan.
Birgit Leiß
03.03.2018