Seit fünf Jahren wird die John-Locke-Siedlung in Lichtenrade saniert. Das ist grundsätzlich eine gute Sache, finden die Bewohner, zumal die Miete nur moderat angehoben wird. Doch bei der praktischen Durchführung liegt einiges im Argen.
Das Quartier aus den 1960er Jahren mit 1600 Wohnungen wird rundumerneuert. Während der Kernbauzeit müssen die Mieter in eine Umsetzwohnung. Karl Fischer* berichtet, dass er am 10. Oktober aus seiner Wohnung heraus musste. Der Rückzug war für Mitte November versprochen. Doch Anfang März war seine Wohnung immer noch nicht fertig. „Man hat mich nicht einmal informiert, dass es sich verzögert, ich musste immer wieder selber nachhaken“, sagt der Rentner. Auch Peter Schoebe hängt derzeit in der Luft: „Ich würde gern eine Kur machen, aber ich kann nichts planen, weil wir nicht wissen, wann wir raus müssen“, sagt der 82-Jährige. Was ihn noch mehr aufregt: dass die Bewohner seit nunmehr fünf Jahren mit unerträglichem Lärm und Schmutz leben müssen: „Die ganze Siedlung ist eine Baustelle – unsere Geduld ist am Ende“, sagt der Vorsitzende des Mieterbeirats.
Bei der Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land nennt man als Grund für die Bauverzögerungen Probleme mit den ausführenden Firmen. Den Vorwurf der unzureichenden Information der Mieter weist Stadt-und-Land-Sprecherin Andrea Setzepfandt indes zurück. Neben der persönlichen Mieterbetreuung würden die Bewohner unter anderem über eine eigene Bauzeitung auf dem Laufenden gehalten.
Ein anderer Knackpunkt: Etliche Mieter würden nach der Sanierung gern eine kleinere Wohnung beziehen. So auch Karl Fischer: „Ich brauche keine Dreizimmerwohnung, ich würde sie gern für eine Familie freimachen.“ Doch für eine Zweizimmerwohnung soll er genauso viel zahlen, außerdem eine Kaution – die bei seinem Einzug vor über 50 Jahren nicht verlangt wurde. Eine Kaution sei heute allgemein üblich, sagt dazu Andrea Setzepfandt. Und weiter: „Die Vermietung der neu sanierten Wohnungen erfolgt zu marktüblichen Mietpreisen.“ Dass man ihm und anderen langjährigen Mietern nicht entgegenkommt, ist für Karl Fischer völlig unverständlich.
Birgit Leiß
* Name von der Redaktion geändert
24.03.2018