Wer wenig Geld hat, der lebt unter schlechteren Umweltbedingungen. Dieser Erkenntnis will der Senat mit einer Umweltgerechtigkeitskonzeption begegnen.
Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz hat einen Bericht zur Umweltgerechtigkeit vorgelegt, der erstmals umfassende Daten zur Verteilung von Umweltbelastungen in allen 477 Berliner Planungsräumen darstellt. Erfasst wurden die Lärmbelastung, die Luftgüte, das Bioklima und die Versorgung mit Grünflächen. Zusätzlich wurde auch die soziale Lage der Bevölkerung betrachtet.
Die Daten zeigen, dass die Gesundheitsbelastungen durch Luftschadstoffe und Lärm in sozial benachteiligten Stadtquartieren häufig hoch sind. Grünflächen sind dort oft übernutzt. Besonders innerhalb des S-Bahn-Rings und in den direkt anschließenden Stadtteilen befinden sich mehrfach belastete Quartiere. Die am stärksten betroffenen Orte liegen unter den Tegel-Einflugschneisen, an Bahnanlagen und an Hauptstraßen. Am Kurt-Schumacher-Platz und am Hauptbahnhof liegen in allen fünf Kategorien negative Werte vor.
Rund 815.000 Berliner wohnen in Gebieten mit drei-, vier- oder fünffacher Belastung. Das ist fast ein Viertel der Bevölkerung.
„Die ökologische Frage ist auch eine soziale Frage“, erklärt Umweltstaatssekretär Stefan Tidow. „Umweltgerechtigkeit bedeutet, die Ziele Umweltschutz, Gesundheitsförderung, soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit miteinander zu verbinden.“ Mit seiner Umweltgerechtkeitskonzeption nimmt Berlin nach Angaben des Senats bundes- und europaweit eine Vorreiterrolle ein. So sollen Gelder aus den Städtebauförderungsprogrammen verstärkt in benachteiligten Stadtteilen zur Verbesserung der Umweltbedingungen eingesetzt werden. Anhand der Daten der Untersuchung sollen zum Beispiel Maßnahmen zur Lärmminderung vorrangig dort umgesetzt werden, wo die Anwohner unter weiteren Belastungen leiden.
Jens Sethmann
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30.04.2019